Leopardengecko
AFP7FRANCOIS GUILLOT
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Artenschutz

Haustierhandel gefährdet Reptilien

Schlangen, Geckos oder gar Krokodile – Reptilien sind als Haustiere erstaunlich beliebt. Laut einer Studie wird mit mehr als einem Drittel aller bekannten Arten online gehandelt. Fehlende Regulierung gefährde seltene – oft gerade erst entdeckte – Tiere.

Neben dem Klimawandel, der Umweltverschmutzung und der Zerstörung von Lebensräumen ist der Wildtierhandel einer der Haupttreiber des globalen Artensterbens. Internationale Verträge wie das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) sollen den Handel von bedrohten Pflanzen und Tieren zwar einschränken, das funktioniert aber nur begrenzt. Einerseits werden viele Wildtiere illegal gehandelt bzw. geschmuggelt. Der Schmuggel geschützter Arten ist laut einem aktuellen Bericht ein Milliardengeschäft.

Andererseits gibt es auch beim legalen Handel große Lücken im Artenschutz, bei den Reptilien betreffe das besonders die weniger wertvollen Tiere, die nicht in großen Mengen und oft privat gehandelt werden, schreiben die Forscher und Forscherinnen um Benjamin M. Marshall von der thailändischen Suranaree-Universität in einer soeben in „Nature Communications“ erschienenen Studie. CITES kümmere sich vor allem um wirtschaftlich wichtige Reptilienarten, wie z. B. um Krokodile und Pythons. Deren Haut ist in der Modeindustrie hochbegehrt.

Unregulierter Versand

Daneben habe sich ein weitgehend unregulierter Onlinehandel mit Haustieren entwickelt, vor allem in Europa und Nordamerika sind Reptilien sehr beliebt. Im Rahmen der Studie hat das Team versucht, diesen Markt zu quantifizieren. Die Daten stammen von 150 Onlinereptilienhändlern. Demnach wurde in den vergangenen 20 Jahren mit etwa 36 Prozent der mehr als 11.000 bekannten Reptilienarten online Handel betrieben. Das sind fast 4.000.

Zwei Bartagamen auf der Hand
AFP/FRANCOIS GUILLOT
Bartagamen zählen zu den beliebten Haustieren

Nicht einmal 900 davon finden sich auf der CITES-Liste der geschützten Arten. Ihr Verkauf ist also in irgendeiner Weise eingeschränkt bzw. reguliert. Mehr als drei Viertel der gehandelten Reptilien können hingegen verkauft und verschifft werden – legal und ohne Einschränkungen, obwohl manche von ihnen sehr wohl gefährdet sind, wie etwa die Gesprenkelte Kapschildkröte (Nomus Signatus) und das Seychellen-Tigerchamäleon (Calumma tigris).

Entdeckt und gleich ausgelöscht

90 Prozent der gehandelten Arten bzw. die Hälfte aller Individuen waren zuvor wildlebende Tiere, die extra für den Verkauf gefangen wurden. Viele werden unmittelbar nach ihrer wissenschaftlichen Beschreibung bereits gehandelt. Im Extremfall sind manche daher schon kurz nach ihrer Entdeckung für immer verschwunden.

Bei mindestens 21 Arten sei die gesamte Wildpopulation von Händlern ausgelöscht worden, die wissenschaftliche Publikationen zu deren Vorkommen genutzt hätten, um die Tiere aufzuspüren. Etliche andere Populationen seien im Zuge des übermäßigen Fangs für den Handel geschrumpft. Bereits vor einigen Jahren warnten Experten in der Fachzeitschrift „Science“ davor, zu detaillierte Angaben zum Lebensraum neu entdeckter Arten zu machen.

Das Team um Marshall fordert dringend weitreichende Regeln für den Handel mit Reptilien. Neu entdeckte Arten sollten grundsätzlich geschützt sein. Erst wenn der Nachweis erbracht ist, dass sich der Handel nachhaltig gestalten lässt, solle er erlaubt werden.