Aufnahme der Erde, vom Weltraum aus gesehen
NASA/Terry Virts
NASA/Terry Virts
Perspektivenwechsel

Die Erde vom Kosmos aus betrachtet

Bei einigen der Tausenden bekannten Exoplaneten kann man in der Atmosphäre nach Lebensspuren suchen. Die österreichische Astrophysikerin Lisa Kaltenegger hat nun die Perspektive gewechselt: Von wo aus wäre es möglich, die Biosphäre der Erde zu untersuchen.

1990 machte die NASA-Sonde „Voyager 1“ auf Anregung des US-Astronomen Carl Sagan das berühmte Bild der Erde aus rund sechs Milliarden Kilometern Entfernung – die Erde als winziger kleiner blauer Punkt oder „Pale Blue Dot“. Lisa Kaltenegger, Direktorin des Carl Sagan Institute an der Cornell University und Joshua Pepper von der Lehigh University (beide USA) haben nun eine ähnliche Perspektive für ihre Arbeit gewählt. „Wir haben den normalen Blickwinkel der Suche nach Exoplaneten umgekehrt und wollten wissen, von welchem Standpunkt aus Beobachter die Erde als sogenannten Transit-Planeten – und somit Lebensspuren – entdecken könnten“, erklärte die Forscherin gegenüber der APA.

Als „Transit“ bezeichnen die Wissenschaftler, wenn ein Planet aus Sicht des Beobachters vor seinem Stern vorbeizieht. Dabei können auch Hinweise auf die Zusammensetzung der Planetenatmosphäre gesammelt werden. Solche Transitbeobachtungen sind ein entscheidendes Instrument, um bewohnbare extrasolare Planeten zu finden, sagte Kaltenegger.

Ideale Aussichtspunkte

Für die Wissenschaftler stellte sich die Frage, von welchen Sternensystemen es möglich wäre, die Erde zu beobachten, wie sie vor der Sonne vorbeizieht. Der Schlüssel zu dieser Frage liegt in der Geometrie: Es kann sich nur um solche Systeme handeln, die ungefähr in der Ekliptik liegen, also jener Ebene, in der die Sonne und die Planeten liegen.

Mithilfe eines mit dem NASA-Weltraumteleskop TESS erstellten Sternenkatalogs haben sie im Umkreis von etwa 300 Lichtjahren 1.004 sogenannte Hauptreihensterne – das sind Sterne, die unserer Sonne ähnlich sind – identifiziert, deren Position im Kosmos es erlaubten würde, einen Transit der Erde zu beobachten. „Wenn es Beobachter auf möglichen Planeten in diesen Sternsystemen gäbe, könnten sie Anzeichen von Leben in der Atmosphäre der Erde entdecken“, sagte Kaltenegger, die mit Pepper die Ergebnisse im Fachjournal „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society“ veröffentlicht hat. Einige der hellsten dieser rund 1.000 Sterne könne man am Nachthimmel sogar ohne Fernglas oder Teleskope sehen.

„Wenn wir nach intelligentem Leben im Universum suchen, das uns finden und vielleicht sogar mit uns in Kontakt treten könnte, haben wir hiermit die Sternenkarte erstellt, wo wir zuerst suchen sollten“, so die Astrophysikerin.