Blauracke
APA/MICHAEL TIEFENBACH/NHM
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Brutvogelatlas

Feld- und Wiesenvögel in Bedrängnis

Feld- und Wiesenvögel sind europaweit in Bedrängnis. Das zeigt der neue Europäische Brutvogelatlas, der soeben veröffentlicht wurde. Demnach hat von den fast 600 in Europa brütenden Vogelarten, die von 2013 bis 2017 registriert wurden, ein Viertel ihr Brutgebiet gegenüber den 1980er Jahren verkleinert. Hauptursache ist die intensive Landwirtschaft.

Der „European Breeding Bird Atlas 2“ umfasst 596 Brutvogelarten Europas und vergleicht deren Verbreitung im Vergleich zur ersten derartigen Erhebung aus den 1980er Jahren. Zu jenen Arten, die ihr Brutgebiet verkleinert haben, zählen etwa Großtrappe, Blauracke und Ortolan. In Österreich gilt der Ortolan seit einigen Jahren als ausgestorben. Auch die Blauracke kämpft mit nur ein bis zwei Brutpaaren ums Überleben.

Großtrappen auf der Wiese
dpa/Förderverein Großtrappenschutz

Dagegen hat ein gutes Drittel (35 Prozent) der europäischen Brutvogelarten ihr Brutgebiet vergrößert, ist also weiter verbreitet. Dazu zählen viele Waldvogelarten, die – europaweit gesehen – vermutlich von einer Ausbreitung des Waldes profitieren. Auch ein verbesserter gesetzlicher Schutz und intensivere Bemühungen um den Lebensraum waren von Vorteil für Arten wie Seeadler, Rohrdommel oder Säbelschnäbler. Der Bestand von rund 40 Prozent der Brutvögel ist im Vergleich zu den 1980er Jahren stabil.

Regionale Unterschiede

Speziell im Mittelmeerraum, in West- und Mitteleuropa mit im Vergleich zu Osteuropa deutlich intensiverer Landwirtschaft haben sich „BirdLife Österreich“ zufolge die Areale von Feld- und Wiesenvögel deutlich verkleinert. Auch die Klimakrise spielt eine Rolle, wobei ein eindeutiges Nord-Süd-Gefälle festzustellen ist: Während Vogelarten in nördlichen Regionen Europas an Bestand zunehmen, sind sie in südlichen Regionen teils stark zurückgegangen.

„Der neue Atlas zeigt, dass mehr als die Hälfte aller europäischen Brutvogelarten nur in sehr kleinen Teilen Europas vorkommen“, verweist Norbert Teufelbauer von „BirdLife Österreich“ auf die besondere Verantwortung der einzelnen Regionen und europäischen Länder für den gemeinsamen Artenreichtum.

Besonders großen Handlungsbedarf ortet der Experte im Bereich der landwirtschaftlichen Nutzung: „Nachdem die Verhandlungen zur Neuauflage der Gemeinsamen Agrarpolitik nicht zugunsten der Vogelwelt ausgefallen sind, ist es umso wichtiger, auf nationaler Ebene zu handeln“, fordert er namens „BirdLife Österreich“ „mindestens ein Zehntel aller landwirtschaftlich genutzten Flächen als Naturflächen, wo Insekten und Vögel ausreichend Nahrung und Schutz finden“.