Ausschnitt aus dem Video
5/8erl in Ehr´n & SEEC Photography
5/8erl in Ehr´n & SEEC Photography
Lichtgeschwindigkeit

Mit Musik das Licht fassen

Die Ausbreitung des Lichts, etwa 30 Zentimeter pro Nanosekunde, kann das menschliche Auge nicht fassen. Es ist dunkel und plötzlich hell, wenn man das Licht einschaltet. Was dabei genau passiert, sieht man im neuen Musikvideo der Band 5/8erl in Ehr’n, die dafür mit österreichischen Experimentalphysikern zusammengearbeitet haben.

Die Bilder wirken wie Scherenschnitte, wie Schattenspiele in Schwarz-Weiß. Man sieht Körper und Instrumente immer wieder aufblitzen, begleitet von den langsamen Klängen des Songs „Schau wo wir jetzt sind“. Für ihr neuestes Musikvideo haben sich die österreichische Band 5/8erl in Ehr’n mit Experimentalphysikern zusammengetan, genauer mit dem Projekt SEEC-Photography. Es untersucht aus wissenschaftlich-künstlerischer Perspektive, wie sich Licht auf Objekten ausbreitet.

Laserpulse als Blitzlicht

Der Name des Projektes ist Programm: SEE steht für das Vorhaben, die Bewegung des Lichts sichtbar zu machen, sie „sehen“ zu können. Das C steht für das Kürzel der Lichtgeschwindigkeit, wie in Einsteins berühmten Formel zur Äquivalenz von Masse und Energie. Dahinter stehen die österreichischen Physiker Philipp Haslinger von der Technischen Universität Wien, Thomas Juffmann von der Universität Wien und die Künstlerin Enar de Dios Rodriguez. Das Projekt startete in einem Labor der Stanford University – beide Physiker verbrachte einige Postdoc-Jahre in Kalifornien.

Zurück in Wien begann die Zusammenarbeit mit 5/8erl in Ehr’n. Im Mittelpunkt steht eine Kamera, die eine Belichtung im Subnanosekundenbereich zulässt und ein Laser, der starke Lichtimpulse abgibt. „Wir verwenden den Laser als eine Art Blitzlicht“, sagt Philipp Haslinger. Zu Beginn, noch in den USA, habe man an den Wochenenden erste Experimente mit Pflanzen gemacht, um festzuhalten, wie das Licht über die Blätter huscht. In diesem Jahr wurden Laserblitz und Spezialkamera dann in einem Hörsaal der Technischen Universität Wien aufgebaut und die Musiker abgelichtet.

Zuerst die Technik, dann das Lied

Die ultrakurzen Laserpulse und die Verschlusszeiten von bis zu 0,2 Nanosekunden der Spezialkamera, halten bildlich fest, wie das Licht in dieser Zeit etwa sechs Zentimeter zurücklegt bzw. ausbreitet. Die außergewöhnliche Zusammenarbeit entstand wegen des Interesses eines Physikers an Musik: Thomas Juffmann, ein Fan der Band, berichtete von dem Projekt. Clemens Wenger, Komponist und Akkordeonist der 5/8erl in Ehr’n, griff die Inspiration auf. Zuerst wurde das Musikvideo geplant, dann erst entstand das Lied dazu, „Schau wo wir jetzt sind“.

Dabei geht es nicht um unglaubliche Geschwindigkeiten, sondern um starke Verlangsamung. „Könnten wir uns so schnell wie das Licht bewegen, dann käme das einem Stillstand gleich, und dieses Bild haben wir aufgegriffen um Text“, so Wenger. Das Video sei eine Hommage an das Licht, das der Physik nach wie vor Rätsel aufgebe, ergänzt Haslinger. Er forscht mit seiner Gruppe eigentlich zu physikalischen Kraftfeldern. Mit Hilfe von Atominterferometrie sucht er beispielsweise auf mikroskopisch kleinen Strecken nach winzigen Kraftfeldern – ein Projekt, das mit einem Startpreis des Wissenschaftsfonds FWF gefördert wurde.