Ein qualmender Auspuff an einem PKW
A3462 Marcus Führer
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Europa

Reinere Luft könnte Tausende Leben retten

Eine Verringerung der Luftverschmutzung nach den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) würde in Europa jährlich mehr als 50.000 Todesfälle verhindern. Das zeigt eine Studie, die die Belastung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid in fast tausend europäischen Städten analysiert hat.

Nach WHO-Schätzungen sterben weltweit jährlich mehr als sieben Millionen Menschen wegen durch Luftverschmutzung verursachter Beschwerden wie Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Der von der WHO empfohlene Grenzwert für Feinstaub der Kategorie PM2,5 liegt bei zehn Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel und für Stickstoffdioxid bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel.

Die Studienautoren errechneten für die im Fachblatt "Lancet Planetary Health“ erschienene Studie, dass durch die Einhaltung der WHO-Grenzwerte in den europäischen Städten jährlich 51.213 vorzeitige Todesfälle verhindert werden könnten. Wenn alle Städte die Luftbelastung so stark herunterfahren könnten wie die am wenigsten belastete untersuchte Stadt, wären es der Studie zufolge sogar fast 125.000 Todesfälle jährlich.

Zu wenige Gegenmaßnahmen

Mark Nieuwenhuijsen vom Institut für globale Gesundheit (ISGlobal) erklärte, die Studie beweise, „dass viele Städte immer noch nicht genug für die Verringerung der Luftverschmutzung tun“. Mit seinen Kollegen hatte Nieuwenhuijsen Modellrechnungen zur Luftverschmutzung der einzelnen Städte zusammen mit Sterbefall-Statistiken ausgewertet und eine Rangliste angelegt. Demnach haben die Städte im italienischen Po-Tal, in Polen und Tschechien die höchsten Todesraten wegen Luftverschmutzung.

Die italienischen Städte Brescia, Bergamo und Vicenza gehören hingegen zu den Top Five der Städte mit der geringsten PM2,5-Belastung. Auch das norwegische Tromsö, das schwedische Umea, das finnische Oulu und Islands Haupststadt Reykjavik schnitten gut ab.

Bei der PM2,5-Belastung lagen die Werte in 84 Prozent der untersuchten Städte über den WHO-Empfehlungen. Bei den Stickstoffdioxid-Werten gilt dies für neun Prozent der Städte.

Die ISGlobal-Wissenschaftlerin Sasha Khomenko sprach sich mit Blick auf die Studienbefunde für eine Verkehrswende aus. „Wir brauchen einen schnellen Wandel vom privaten motorisierten Verkehr zu öffentlichem und aktivem Transport“, erklärte sie. Auch eine Verringerung der Emissionen von Industrie, Flughäfen und Häfen sei notwendig. Außerdem sollten Privathaushalte nicht mehr Holz und Kohle zum Heizen verfeuern und es sollten mehr Bäume gepflanzt werden.