Blaumeise (Cyanistes caeruleus) sitzt auf einem Ast im Garten, im Hintergrund: rote Beeren
DPA-ZENTRALBILD/PATRICK PLEUL
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Zählaktion

Immer weniger Wintervögel

Die Zählaktion „Stunde der Wintervögel“ brachte in Österreich einen Teilnehmerrekord – dabei wurden aber so wenige Vögel wie noch nie gezählt: Das liegt am Wetter und am Schwund der Lebensräume.

Exakt 504.268 Wintervögel zeigten sich zwischen dem 8.1. und dem 10.1. an einem Futterhäuschen, im Park oder in der Allee vor dem Fenster. So zählten es jedenfalls die Österreicherinnen und Österreicher, die sich an der Stunde Wintervögel beteiligt haben. Die Vogelzählaktion der Organisation Birdlife Österreich fand heuer bereits zum 12 . Mal statt.

Die Bilanz ist ambivalent: Einerseits wurden weniger Vögel als je zuvor gezählt, andererseits haben sich 21.865 Menschen an der Aktion beteiligt – um 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Pandemie hat das Interesse an den Vögeln bestärkt, vermuten die Organisatoren.

Den ersten Platz der Wintervogel-Zählaktion belegte der Haussperling, er verdrängte damit den Sieger vom letzten Jahr, die Kohlmeise. Diese ist sogar auf Platz 3 abgerutscht, hinter den Feldsperling. 15 Prozent aller gezählten Vögel waren Haussperlinge, 12 Prozent Feldsperlinge.

Abwärtstrend

Hauptschuld an der Vogelarmut in den Gärten trägt das warme Wetter, die Vögel finden genug Futter im Wald. Es gibt aber noch andere Gründe, erklärt Norbert Teufelbauer, Ornithologe von Birdlife Österreich. Denn die langjährige Bestandsaufnahme zeige ein stetiges Schwinden der Vögel.

Die zunehmende Flächenversiegelung in den Gärten und Höfen verhindert etwa das Wachsen von Sträuchern, Vögel finden keine Nahrung und auch keine Brutmöglichkeiten. Es gibt auch immer weniger alte Bäume, die ideal zum Nisten wären, erklärt Norbert Teufelbauer. So wurden heuer etwa besonders wenige Meisen, Kleiber und Spechte gezählt.

Viele Erlenzeisige zu Gast

Es gibt auch gute Nachrichten: Die Amsel und der Grünfink kämpften in vergangenen Jahren mit tödlichen Parasiten, sie scheinen sich langsam zu erholen, wie die Zählung belegt. Und ein besonders häufiger Gast aus dem Norden zeigte sich: der Erlenzeisig. Manche sind ganzjährig bei uns zuhause, die meisten kommen aber aus dem Nordosten Europas. In vielen Regionen Österreichs waren die Bestände in diesem Jahr dreizehnfach so hoch wie im Vorjahr.

Norbert Teufelbauer sieht als Grund dafür den Bruterfolg im Norden und Nahrungsmangel im Herbst und Winter: „Das heißt, eine Kombination von vielen Vögeln und wenig zum Fressen.“

In den letzten Jahren ging es mit der Gesamtzahl der Vögel in Österreich aber stets bergab. 2020 waren es noch durchschnittlich 30,67 Vögel pro Garten. 2021 nur noch 29,32 Vögel. Mit der richtigen Gartengestaltung ließe sich von jedem einzelnen (Gartenbesitzer) dagegen etwas unternehmen.

Tipps für den vogelfreundlichen Garten

Norbert Teufelbauer empfiehlt, heimische Bäume und Sträucher anzupflanzen, unbedingt auch Beeren tragende Sträucher. Ein paar Beeren und Äpfel sollte man für die Fruchtfresser hängen lassen. Der Rasen sollte nicht alle zwei Wochen gemäht werden. Dann nämlich bilden die Pflanzen kleine Samen aus, die wiederum gefragtes Futter bei den Vögeln sind. Gesund sind diese aber nur, wenn man auf Pestizide im Garten verzichtet.

Der Erhalt der Vogelwelt und des natürlichen Gleichgewichts sei essenziell für die menschliche Gesundheit, betont Teufelbauer: „Wir wissen nicht, was passiert, wenn das Ökosystem endgültig aus dem Gleichgewicht gerät. Auch nicht, wann der Punkt überschritten ist, an dem das passiert“.