Leere Plastikflaschen
AFP/JOEL SAGET
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Analyse

Tausende gefährliche Chemikalien in Plastik

Forscher haben fast 2.500 Chemikalien in Plastik entdeckt, die als potenziell gefährlich gelten. Davon seien viele kaum untersucht und in weiten Teilen der Welt nicht ausreichend reguliert. Das ergab eine Analyse sämtlicher für den Weltmarkt zugelassener Produkte.

Es handelt sich dabei um Kunststoff-Monomere, Zusatzstoffe und Hilfsmittel für die Produktion von Plastik. Für die soeben im Fachmagazin "Environmental Science & Technology“ veröffentlichte Studie durchforsteten das Team um Helene Wiesinger von der ETH Zürich 190 öffentlich zugängliche Verzeichnisse und Datenquellen aus Forschung, Industrie und von Behörden, davon enthielten gerade einmal 60 Verzeichnisse ausreichende Informationen über Zusätze in Plastik.

Fehlende Regulierung

Die Forschenden stießen in ihrer Detektivarbeit auf 10.500 Chemikalien in Plastik, die etwa in Verpackungen, Textilien und Spielzeugen eingesetzt werden, wie die ETH Zürich am Dienstag mitteilte. 24 Prozent davon stuften sie als potenziell besorgniserregend ein. „Das bedeutet, dass knapp ein Viertel aller Chemikalien in Plastik entweder nicht abbaubar sind, sich in Organismen anreichern oder toxisch sind. Häufig sind diese Stoffe für Wasserlebewesen giftig, verursachen Krebs oder schädigen bestimmte Zielorgane“, so Wiesinger.

Etwa die Hälfte der bedenklichen Stoffe sind in den USA, der EU und in Japan nicht reguliert. Hingegen sind 901 gefährliche Substanzen in diesen Regionen für die Verwendung in Kunststoffen mit Lebensmittelkontakt zugelassen. Und für zehn Prozent dieser Substanzen würden wissenschaftliche Studien fehlen. Zudem seien die erfassten Gefahrendaten oft begrenzt, sagte Mitautor Zhanyun Wang: „Für 4.100 oder 39 Prozent aller von uns identifizierten Stoffe fehlen noch Gefahrklassifikationen.“ Er weist deshalb darauf hin, dass noch mehr Plastikchemikalien problematisch sein könnten.