Dunkler raum: Mann sitzt vor einem Computerbildschirm
sanderstock – stock.adobe.com
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Kommunikation

Empathie wirkt gegen Hass im Netz

Hass im Internet mit Empathie für herabgewürdigte Gruppen begegnen: Das ist laut einer neuen Studie aus der Schweiz ein wirksames Mittel. Es wirkt besser, als wenn man den Onlinefeindseligkeiten mit Warnungen oder Humor entgegentritt.

In den sozialen Netzwerken verleitet Anonymität manche Menschen zu kommunikativen Entgleisungen. Um Hassreden einzudämmen, moderieren Social-Media-Unternehmen zunehmend die Inhalte auf ihren Plattformen – sie löschen Beiträge oder versehen diese mit Warnhinweisen.

Allerdings kann dieses Vorgehen mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung kollidieren. Anders als Inhaltsmoderation zielen sogenannte Counterspeech-Strategien darauf ab, den Hass durch direkte Konfrontation mit den Täterinnen und Tätern zu verringern. Bisher wurde aber noch kaum wissenschaftlich untersucht, wie und ob sich mit dieser Methode Hetze im Internet entschärfen lässt.

Drei Strategien im Vergleich

Ein Team um Dominik Hangartner, Professor für Politikanalyse an der ETH Zürich, führten nun ein Experiment auf Twitter durch, um fremdenfeindliche und rassistische Hassreden zu bekämpfen. Öffentlich sichtbar antworteten sie Benutzerinnen und Benutzern, die xenophobe Tweets gepostet hatten.

Sie teilten die Stichprobe von 1.350 Personen in vier Gruppen ein: Der ersten Gruppe antworteten sie mit einer Nachricht, die Empathie wecken sollte, beispielsweise mit „Afroamerikanern tut es wirklich weh, wenn Menschen solche Ausdrücke verwenden“. Die zweite Gruppe warnten sie vor möglichen sozialen Konsequenzen ihres Tweets und der dritten Gruppe schickten sie ein humorvolles Meme. Darauf war etwa ein Vogel zu sehen, der einem Artgenossen den Schnabel zudrückte. Darunter stand der Satz: „Please stop tweeting“ (auf Deutsch: „Hör bitte auf zu zwitschern“.) Die vierte Gruppe diente als Kontrolle.

Nur Empathie zeigte Wirkung

Es zeigte sich, dass einzig eine auf Empathie beruhende Konfrontation die Hassreden zu verringern vermochte, wenn auch in relativ geringem Ausmaß, wie die Forscherinnen und Forscher im Fachmagazin „PNAS“ berichten. Diese Gruppe verschickte in den folgenden vier Wochen im Durchschnitt 33 Prozent weniger fremdenfeindliche Tweets als die Kontrollgruppe (minus) und wies eine um 8,4 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit auf, den ursprünglichen fremdenfeindlichen Tweet zu löschen.

Das Team erfasste auch, ob und wie die konfrontierten Nutzerinnen und Nutzer reagierten. Demnach antworteten rund 15 Prozent von ihnen auf die Bots der Fachleute, „die meisten anständig, manche sogar entschuldigend“, erläuterte Studienleiter Hangartner auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Nur ein winziger Bruchteil verwendete eine hasserfüllte Sprache in der Antwort.

Die Ergebnisse der Studien sprächen eine deutliche Sprache, welche Gegenrede am wirksamsten sei. Und, wie Hangartner hinzufügte, wäre die Wirkung mehrmaliger Konfrontation wohl noch größer. Insbesondere, wenn diese Interventionen von verschiedenen Twitter-Konten stammen würden.