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Printemps – stock.adobe.com
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Studie

Lieblingsgerüche ähneln einander weltweit

Was gut riecht und was nicht, empfinden Menschen weltweit ähnlich. Das hat nun eine Studie herausgefunden. So ist etwa der Geruch von Vanille in kleinen Dörfern in Thailand und Ecuador ebenso beliebt wie in New York City.

Ob ein Geruch als angenehm oder unangenehm empfunden wird, hat kaum damit zu tun, wo jemand lebt oder aufgewachsen ist. Denn Vorlieben für Gerüche werden in erster Linie durch die Struktur der Geruchsmoleküle bestimmt – und nicht vom kulturellen Hintergrund einer Person, wie die Studie zeigt.

„Wir wollten herausfinden, ob Menschen auf der ganzen Welt die gleiche Geruchswahrnehmung haben und die gleichen Arten von Gerüchen mögen – oder ob Geruchsvorlieben etwas kulturell Erlerntes sind“, sagt der Hauptautor der Studie, Artin Arshamian vom Institut für Klinische Neurowissenschaften des Karolinska Instituts in Schweden. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Current Biology“ veröffentlicht.

Indigene Völker und Großstadtbewohner

Und sie widersprechen der – laut Arshamian – „traditionellen Vorstellung", die besagt, dass der kulturelle Hintergrund beeinflusst, was eine Person gerne riecht und was nicht. „Kulturen auf der ganzen Welt bewerten verschiedene Gerüche auf ähnliche Weise,“. Arshamian und sein Forschungsteam fanden heraus, dass bestimmte Gerüche von Menschen an den unterschiedlichsten Orten der Welt als besonders angenehmen empfunden werden – andere hingegen überhaupt nicht.

Die 235 Probandinnen und Probanden waren nicht nur über den gesamten Erdball verstreut, auch ihre Lebensstile unterschieden sich stark voneinander. Für die Feldforschung arbeitete ein internationales Netzwerk von Forscherinnen und Forschern zusammen. Mit allen Teilnehmenden wurde dasselbe Experiment durchgeführt: Sie sollten zehn verschiedene Gerüche auf einer Skala von „angenehm“ bis „unangenehm“ einstufen.

Vanillegeruch besonders beliebt

Die Probandinnen und Probanden fanden sich in indigenen Bevölkerungsgruppen mit teils sehr wenig Kontakt zu typisch westlichen Lebensmitteln und Haushaltsprodukten. Die Mani etwa, die traditionell als Jäger und Sammler im Süden Thailands leben; und die Chachi, die in Dörfern im Regenwald der ecuadorianischen Provinz Esmeraldas leben. Aber auch Stadtbewohnerinnen und -bewohner aus Mexiko und Thailand nahmen an der Studie teil; ebenso wie Menschen, die in New York City leben.

Als am angenehmsten wurde der Geruch von Vanillin wahrgenommen, gefolgt von Ethylbutyrat, das nach Pfirsich riecht. Am wenigsten mochten die meisten Teilnehmenden Isovaleriansäure, die in vielen Lebensmitteln wie Käse, Sojamilch und Apfelsaft vorkommt, aber auch in Fußschweiß.

„Universelle Geruchswahrnehmung“

„Weil die Gruppen in so unterschiedlich riechenden Umgebungen – Regenwald, Küste, Berge, Städte – leben, gibt es viele verschiedene ‚Geruchserfahrungen‘“, sagt Arshamian. Dennoch zeige die Studie eine grenz- und kulturüberschreitende Übereinstimmung darüber, was gut riecht und was nicht. Unterschiede in den Geruchsvorlieben gab es zwar, diese fanden sich aber auch innerhalb jeder einzelnen Gruppe: „Gerüche haben auch eine individuelle Komponente, diese ist aber nicht kulturell bedingt.“

Ein möglicher Grund, warum Menschen unabhängig von der Kultur einige Gerüche als angenehmer empfinden als andere, ist laut dem Forscher, dass diese die Überlebenschancen während der Evolution erhöhten. Das sei aber nur eine Vermutung. „Was wir jetzt wissen, ist, dass es eine universelle Geruchswahrnehmung gibt, die von der molekularen Struktur bestimmt wird und die erklärt, warum wir einen bestimmten Geruch mögen oder nicht mögen.“ Der nächste Schritt bestehe nun darin, zu untersuchen, warum das so ist. Dazu will das Forschungsteam an der aktuellen Studie anknüpfen und erforschen, was im Gehirn abläuft, wenn der Mensch einen bestimmten Geruch wahrnimmt.