Spritze mit Tropfen an der Nadel
APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
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Gesucht: Impfung, die Infektionen verhindert

Zuverlässig vor Ansteckung schützen, sodass sich das Virus nicht weiter übertragen kann: Obwohl sie gut gegen schwere Krankheitsverläufe wirken, können das die verfügbaren CoV-Impfstoffe bisher nicht. Der Wiener Immunpathologe Rudolf Valenta arbeitet an einem Impfstoff, der in diese Richtung geht – die ersten präklinischen Ergebnisse seien vielversprechend.

„Sterile Immunität“ – dieses Ziel hat Rudolf Valenta noch nicht aufgegeben, wenn es um die Suche nach effektiven Schutzimpfungen gegen SARS-CoV-2 geht. Der Immunpathologe vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie an der Medizinischen Universität Wien (MedUni) erklärt gegenüber science.ORF.at: „Das bedeutet, dass geimpfte Personen irgendwann so viele Antikörper produzieren, dass sie überhaupt nicht mehr infiziert werden und dadurch den Virus auch nicht weitergeben können.“

Zwei Impfungen pro Jahr

Eigentlich geht man in der Forschung schon länger davon aus, dass eine „sterile Immunität“ gegen SARS-CoV-2 kaum realistisch ist. Dafür gäbe es zu viele unterschiedliche Varianten wie etwa Omikron und auch zu viele Möglichkeiten für das Virus, dem Immunsystem auszuweichen. Valenta hält die Form der Immunität aber trotzdem für möglich, glaubt jedoch, dass es dafür künftig regelmäßigere Impfungen braucht. „Es ist so, dass wir uns wahrscheinlich zweimal im Jahr impfen lassen müssen, um genug Antikörper für das restliche Jahr zu haben “, erklärt er.

Mit den derzeit erhältlichen Vakzinen sei das aber ein Problem, meint der Immunpathologe: „Wir haben bei diesen Impfstoffen einfach noch keine wirklichen Erfahrungen damit, wie sie bei einer regelmäßigen Anwendung wirken.“

Neuer Impfstoff aus Wien

Umso wichtiger sei daher, derzeit erhältliche Impfstoffe besser zu untersuchen oder neue Vakzine zu finden, die ohne Nebenwirkungen auch regelmäßig verabreicht werden können.

Einen Schritt dorthin könnte ein neuer Impfstoff aus Wien darstellen, an dem Valenta als Leiter eines Forschungsteams an der MedUni Wien bereits seit Längerem arbeitet. Die ersten Ergebnisse aus präklinischen Untersuchungen sind laut dem Immunpathologen vielversprechend – die Forscherinnen und Forscher präsentieren sie aktuell im Fachmagazin „Allergy“.

Kombination aus CoV- und Hepatitis-Impfstoff

Das neue Vakzin basiert auf einem gefalteten künstlich hergestellten Protein, das aus zwei Rezeptorbindungsdomänen (RBD) des SARS-CoV-2 Virus und einem Antigen (PreS) aus Hepatitis B besteht. Kurz zusammengefasst soll der Impfstoff eine Antikörperreaktion anregen, die das Andocken und Eindringen des Virus in die Körperzellen verhindert. „So soll eine Infektion generell verhindert werden. Weil der Impfstoff aus einem Eiweißkörper besteht, der praktisch dem Virus entnommen ist – aber künstlich hergestellt wird – kann er außerdem sehr genau dosiert werden“, erklärt der Immunpathologe.

Die Kombination mit einem Antigen aus Hepatitis B (PreS) soll laut Valenta unter anderem die Immunantwort der Geimpften stärken und auch jenen Personen Impfschutz bieten, die sonst nicht auf die CoV-Schutzimpfungen ansprechen. Getestet wurde das Vakzin bisher aber nur in präklinischen Untersuchungen an Hasen und in einem Versuch am Menschen – Valenta hat sich den PreS-RBD-Impfstoff bereits selbst verabreicht.

Vielversprechende Ergebnisse

Die Untersuchungen haben ergeben: „Der PreS-RBD-Impfstoff hat auf jeden Fall das Potenzial, eine Immunität gegen alte und neue SARS-CoV-2 Varianten zu erzielen“, erklärt Valenta. Omikron sei darin auch inkludiert. In den präklinischen Tests zeigte sich etwa, dass die durch den Wiener Impfstoff angeregten Antikörper den Virus stärker daran hindern können, in die Zellen einzudringen. Außerdem waren die Antikörper zahlreicher als in Zufallsstichproben von Personen, die bereits zweifach mit derzeit gängigen Vakzinen geimpft waren.

PreS-basierte Impfstoffe wurden bislang außerdem auch schon für Allergien oder etwa bei der FSME-Impfung eingesetzt – laut Valenta ein klares Zeichen dafür, dass sie ohne größere Nebenwirkungen und Probleme auch mehrfach verabreicht werden können.

Klinische Untersuchungen bald möglich

Bis jetzt konnte das Forschungsteam der MedUni Wien den PreS-RBD-Impfstoff erst in präklinischen Untersuchungen testen. Die nötigen klinischen Studien seien theoretisch schon bald möglich, bis jetzt fehle dafür aber das nötige Kapital. Valenta: „Wenn wir ausreichend finanzielle Mittel bekommen, könnten wir die ersten klinischen Studien noch heuer starten.“

Für Valenta sind die Ergebnisse aus den präklinischen Tests sehr vielversprechend. „Unsere Daten lassen hoffen, dass dieses leicht herstellbare Eiweiß-basierte Impfantigen irgendwann gegen alle bisher bekannten SARS-CoV-2 Varianten inklusive Omikron zum Einsatz kommt. Außerdem könnte es in allen Alters- und Risikogruppen angewendet werden und scheint den bisher erhältlichen Impfstoffen in Sachen Antikörperbildung klar überlegen zu sein“, so Valenta. Bis zu einer tatsächlichen Zulassung des Vakzins aus Wien könnte es aber noch einige Zeit dauern.