Weißbüschelaffe
Vedrana Šlipogor
Vedrana Šlipogor
Persönlichkeit

Mutige Weißbüschelaffen lernen schneller

Weißbüschelaffen (Callithrix jacchus) haben unterschiedliche Persönlichkeiten und sind auch beim Lernen nicht alle gleich. Wie Persönlichkeit und Lernerfolg zusammenhängen, haben Wiener Forscherinnen und Forscher nun analysiert. Das Fazit: Die Mutigen sind klar im Vorteil.

Ein Verhaltens- und Kognitionsbiologen-Team um Vedrana Šlipogor von der Universität Wien unterzog 22 Weißbüschelaffen einer Reihe an Persönlichkeitstests und präsentierte ihnen Lernaufgaben. Bei letzteren ging es etwa darum, eine Bewegung zu lernen, oder auch nach Regelmäßigkeiten beim Zuordnen von Objekten zu suchen. Auf die Persönlichkeit schlossen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen etwa, indem sie die Tiere mit neuem Futter oder einer Spielzeugschlange konfrontierten. Dann dokumentierten sie, wie rasch sich die weniger als ein halbes Kilogramm leichten Äffchen annäherten.

Dabei wurde deutlich, dass sich die Individuen in ihrem Lernverhalten deutlich unterschieden. Insgesamt präsentierten sich die Weibchen als schnellere Lerner, so ein Ergebnis der im Fachmagazin „Scientific Reports“ erschienenen Arbeit. Ausgangspunkt war die These, dass entdeckungsfreudigere und mutigere Vertreter ihrer Art sich auch mit dem Lernen leichter tun.

Gruppenbildung nach Eigenschaften

Dass es im Tierreich sehr ausgeprägte Persönlichkeitsunterschiede gibt, wurde in der Forschung mittlerweile vielfach nachgewiesen. Ebenso finden sich Tiere oft auch ihren Eigenschaften entsprechend in Gruppen zusammen bzw. freunden sich eher mit ähnlichen Persönlichkeiten an, heißt es in einer Aussendung der Uni Wien.

In der Studie von Šlipogor und Kollegen spielten diese Faktoren ebenso eine Rolle: Einerseits lernten Individuen mit mutigerem Auftreten schneller, andererseits machte es auch einen Unterschied, aus welcher Familie die Tiere stammten. Das deute auf eine Verbindung zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Lernfähigkeit sowie zusätzlich auf einen Einfluss der Gruppenzugehörigkeit hin. Letzterer könnte neben genetischen Faktoren auch damit zusammenhängen, dass sich Familien mit erlebnisorientierteren Mitgliedern eher in komplexere Umwelten wagen, in denen eine höhere Intelligenz fürs Überleben wichtiger ist.

In weiteren Studien wollen die Forscher nun herausfinden, „ob sich diese Ergebnisse auch durch andere Aufgaben bestätigen lassen, die vielleicht ein wenig kognitiv herausfordernder sind, und ob dieser Effekt auch bei anderen hochsozialen Tieren mit ähnlichen sozio-ökologischen Eigenschaften auftritt“, so Šlipogor.