Große Tümmler, Mutter und Nachwuchs
AFP/DPA/ROLAND WEIHRAUCH
AFP/DPA/ROLAND WEIHRAUCH
Verhalten

Auch Delfine formen soziale Netzwerke

Lange Zeit hat es als einzigartiges Merkmal menschlicher Gesellschaften gegolten, unterschiedliche strategische Bündnisse zu bilden. Ein Forschungsteam fand nun heraus, dass Große Tümmler ähnliche kooperative Beziehungen aufbauen. Die Ziele unterscheiden sich aber von denen des Menschen: Es geht allein um den Zugang zu Weibchen.

Das internationale Team unter der Leitung der Universität Bristol haben zuvor die sozialen Netzwerke von 121 männlichen Indopazifik-Tümmlern in der Shark Bay 800 Kilometer nördlich von Perth untersucht. Das erstaunliche Ergebnis wird nun im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ präsentiert: „Alle 121 Männchen sind direkt oder indirekt in sozialen Gruppen im größten Allianznetzwerk verbunden, das außerhalb von Menschen bekannt ist.“

Dabei bilden männliche Delfine drei Bündnisebenen oder „Ordnungen“ im Wettbewerb um Weibchen: Bei den Allianzen erster Ordnung zwischen zwei oder drei Männchen geht es darum, kooperativ mit einzelnen Weibchen zusammenzuleben. Die Allianzen zweiter Ordnung umfassen vier bis maximal 14 nicht verwandte Männchen, die mit anderen Allianzen um den Zugang zu Weibchen konkurrieren. Bei Bündnissen dritter Ordnung kooperieren wiederum ganze Gruppen zweiter Ordnung miteinander.

Mehrstufige Bündnisse

„Die Zusammenarbeit zwischen Verbündeten ist in menschlichen Gesellschaften weit verbreitet und eines der Kennzeichen unseres Erfolgs“, erläuterte Co-Hauptautorin Stephanie King. „Unsere Fähigkeit, strategische, kooperative Beziehungen auf mehreren sozialen Ebenen aufzubauen, wie etwa Handels- oder Militärbündnisse – und zwar sowohl national als auch international – galt einst als einzigartig für unsere Spezies.“

Solche mehrstufigen Bündnisnetzwerke würden auch von Delfinen genutzt – und zwar in großem Umfang. Zudem habe die Studie bewiesen, dass Große Tümmler nicht nur auf die Größe, sondern vor allem auf die Kooperation zwischen den einzelnen Gruppen setzen, wenn es darum geht, mehr Zeit mit den Weibchen zu verbringen. Dadurch werde letztlich der Fortpflanzungserfolg gesteigert, betonte King.

Bisher hätten sich die Bemühungen zum Verständnis der menschlichen sozialen Evolution fast ausschließlich auf Vergleiche mit anderen Primaten, insbesondere Schimpansen und Paviane beschränkt, heißt es in der Studie weiter. Es werde aber immer klarer, dass wichtige Erkenntnisse auch durch Vergleiche zwischen Menschen und entfernter verwandten Lebewesen gewonnen werden könnten.