Forscher im Labor mit Covid-Impfstoff
Adobe Stock/Robert Kneschke
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Vierte Impfung für Krebspatienten empfehlenswert

Die vierte CoV-Impfung schützt laut einer neuen Studie auch Krebspatientinnen und -patienten. Sie erhöht die Immunantwort auch gegen Omikron-Varianten – und zwar sowohl bei Personen mit Tumorerkrankungen als auch bei Menschen, die bösartige Blutkrankheiten haben.

Der Effekt von monoklonalen Antikörpern als „passive Impfung“ ist hingegen sehr begrenzt. Das zeigt eine Untersuchung an Patientinnen und Patienten aus Wien und Meran in Südtirol, die jetzt in „JAMA Oncology“ erschienen ist.

Nicht angepasste Impfstoffe untersucht

Ein Team um Maximilian Mair von der Klinischen Abteilung für Onkologie (Meduni Wien/AKH; Leiter: Matthias Preusser)und um Manfred Mitterer vom Franz Tappeiner Spital in Meran setzte in seiner Arbeit bereits erfolgte Studien zur Immunantwort von Krebspatienten auf die zunächst empfohlenen drei Covid-19-Teilimpfungen fort. Sie untersuchten die Antikörperantwort vor und nach einer vierten Immunisierung mit den bereits verfügbaren nicht angepassten Impfstoffen bei Patienten mit Tumorleiden und bösartigen Bluterkrankungen (onkologisch-hämatologische Erkrankungen).

Unterschieden wurde in den Laborstudien nach den Virusvarianten – ursprünglicher Wildtyp, Omikron (BA.1) und Omikron (BA.4). Bei den Hämatologie-Patienten analysierte man auch nach den verwendeten Therapien. Kranke, welche eine gegen bösartige B-Zellen gerichtete Behandlung bekommen, haben eine besonders schlechte Immunantwort auf Impfungen.

72 Patientinnen und Patienten

„Schließlich untersuchten wir auch die Wirksamkeit der monoklonalen Antikörper Tixagevimab und Cilgavimab, die als ‚passive Impfung‘ verwendet worden sind“, sagte Preusser. Das Gesamtergebnis, so der Onkologe: „Jedenfalls empfehlen wir Krebspatienten die vierte Covid-19-Impfung.“ Die Immunreaktion sei aber nach jeweiliger Patientengruppe unterschiedlich. „Im Gegensatz zur vierten Impfung zeigen die monoklonalen Antikörper in unseren Untersuchungen eine stark abnehmende Schutzwirkung gegen die beiden Omikron-Varianten BA.1 und BA.4.“

Insgesamt waren 72 Patientinnen und Patienten in die Studie aufgenommen worden. Das mittlere Alter betrug 74 Jahre. 75 Prozent der Kranken (54 Personen) erhielten die vierte Impfung gegen Covid-19. 21 der Probanden hatten eine Tumorerkrankung, 33 hatten eine hämatologische Krankheit. 18 (25 Prozent) bekamen die monoklonalen Antikörper als potenziellen „passiven“ Schutz vor Covid-19.

Schwächere Immunantwort bei Anti-B-Zell-Therapie

Im Labor wurde untersucht, wie sich die Antikörperantwort von dritter auf vierter erfolgter Impfung veränderte. Die stärkste Immunantwort zeigte sich nach der vierten Impfung erneut bei Patientinnen und Patienten mit Tumorleiden. Dies galt für Virusvarianten. Schwächer war sie bei den Hämatologie-Kranken. „Es kam aber sowohl bei den Kranken mit einer gegen die B-Zellen gerichteten Therapie als auch bei den übrigen Kranken zu einer deutlichen Steigerung der Antikörperantwort“, sagte Preusser. Allerdings hatten die Studienteilnehmer mit einer Anti-B-Zell-Therapie eine schwächere Immunantwort, heißt es in einer Aussendung der Meduni Wien.

Monoklonale Antikörper wirken bei Omikron schlechter

Die Kombination der monoklonalen Antikörpers Tixagevimab und Cilgavimab (Evusheld), mit der das SARS-CoV-2-Spikeprotein an zwei verschiedenen Stellen blockiert und somit das Eindringen der Covid-19-Erreger in die Zellen verhindert werden soll, ist auch laut dieser Laboruntersuchung gegen die Omikron-Virusvarianten nicht mehr ausreichend wirksam.

Das Wildtyp-Virus wird stark gehemmt, die Variante BA.1 schon deutlich geringer, noch weniger BA.4. „Das liegt daran, dass diese monoklonalen Antikörper eben an die ursprüngliche Virusvariante aus Wuhan angepasst sind“, erklärte der Onkologe. In Sachen eng wirksamer monoklonaler Antikörper hat das Pandemievirus mit seinen ständigen Mutationen eben die Nase vorn, was die Entwicklung solcher Arzneimittel betrifft.