Ausschnitt aus „Der Schwarm“
ORF/ZDF/Schwarm TV Production GmbH & Co.
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Biologie

Die Vorteile von Schwarmintelligenz

Montagabend startet im ORF die mehrteilige TV-Serie „Der Schwarm“. Die Natur schlägt darin in einer Art akkordierter Aktion zurück. Dabei handelt es sich um Fiktion – aber zugrunde liegt der Geschichte die Idee der Schwarmintelligenz. Warum bestimmte Lebewesen im Schwarm besser überleben können, erklärt ein Experte.

Im Schwarm geht es weniger darum, dass man gemeinsam stärker ist – sondern dass man schlauer ist, sagt der deutsche Verhaltensbiologe Jens Krause vom Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin. Man könne tatsächlich beobachten, dass Schwärme ihre Mitglieder in die Lage versetzen, kognitive Probleme zu lösen, die ein einzelnes Tier alleine nicht so gut bewältigen kann: etwa einen Räuber zu entdecken oder Futter zu finden.

Energie sparen

Viele Insekten leben deshalb in Schwärmen, ebenso viele Vogelarten und viele Fische. Dabei profitieren die Tiere nicht nur davon, dass man einen Fressfeind schneller erkennt, sondern auch, dass man eine vermeintliche Gefahr von einer echten besser unterscheiden kann – dass etwa ein Schatten oder ein anderer Reiz in der Umwelt auftaucht, der einem Räuber ähnelt. Würde man ständig auf einen solchen Reiz reagieren, nähme das sehr viel Zeit in Anspruch, die man sonst für andere wichtige Aktivitäten nutzen könnte – zum Beispiel fürs Fressen.

Kooperation bringt Vorteile

Aber: Wenn die Schwarmintelligenz zwar vor Räubern schützt – bedeutet das Leben im Schwarm umgekehrt nicht auch, dass man eine gefundene Nahrungsquelle mit vielen anderen teilen muss? „Ja, das ist tatsächlich so“, sagt der Verhaltensbiologe Krause. Doch die Schwarmintelligenz könne auch dazu führen, dass sehr viel mehr Futter gefunden wird. Dieses müsse dann zwar geteilt werden, aber wenn die Futtersuche dadurch erheblich effizienter durchgeführt werden kann, überwiegen die Vorteile durch das kooperative Element – und die Konkurrenz trete in den Hintergrund.

Doch wie funktioniert das Leben im Schwarm, woher wissen etwa die Vögel, dass sie jetzt alle gleichzeitig losfliegen müssen? Es beginnt damit, dass einige Tiere sich zuerst bewegen. Überschreiten sie einen gewissen Schwellenwert – er liegt bei etwa zehn Prozent des Schwarms – dann reagieren meistens viele, häufig auch alle Mitglieder der Gruppe, und der Schwarm hebt ab.

Sendungshinweis

Der Schwarm – Die Rache der Ozeane: Mo. 6.3., 21.55 Uhr, ORF 1.

„Der Schwarm“ – Fakt oder Fiktion?

Ob auch der Mensch der Schwarmintelligenz folgt – diese Frage beantwortet zumindest der Verhaltensbiologe Jens Krause eindeutig mit: ja. Es beginne damit, dass man andere Leute um ihre Meinung oder Einschätzung zu bestimmten Themen befragt. Meistens haben sie etwas andere Informationen darüber oder einen etwas anderen Blickwinkel darauf, so der Forscher. In der Diskussion verarbeite man schließlich die Information, die man selbst hat, mit jener des anderen – im Grunde seien genau das die Kriterien der Schwarmintelligenz.

Doch wäre es vorstellbar, dass die Natur tatsächlich so agiert, wie in der Geschichte „Der Schwarm“, also dass sie die Menschheit angreift? „Das halte ich für ausgeschlossen, für reine Science Fiction“, sagt Jens Krause, aber es sei natürlich unterhaltsam. Und es hat zumindest auf biologischer Ebene einen wahren Kern.