Vater und jugendliche Tochter auf einer Bank
Nadiya/stock.adobe.com
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Jugend

Gute Beziehung zu Eltern hält langfristig gesund

Wer als Jugendlicher eine gute Beziehung zu seinem Vater oder seiner Mutter hat, ist als Erwachsener körperlich wie psychisch gesünder und nimmt seltener Drogen. Diesen Zusammenhang bestätigt eine Langzeitstudie aus den USA mit mehr als 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Das Alter zwischen zwölf und siebzehn Jahren ist für viele Heranwachsende eine schwierige Zeit. Auch für Eltern ist es oft nicht leicht, ausreichend Geduld und Verständnis für die jungen Menschen aufzubringen, die sich nicht nur körperlich rasant verändern. Langfristig zahlt es sich aber aus, dem Nachwuchs weiterhin mit Wärme zu begegnen, möglichst viel Zeit miteinander zu verbringen und im Gespräch zu bleiben. Das unterstreicht die soeben im Fachmagazin “JAMA Network Open" erschienene Studie.

Die verwendeten Daten stammen aus der „National Longitudinal Study of Adolescent to Adult Health“ (Add Health), einer Langzeitstudie aus den USA, für die in den 1990er Jahren Daten von ursprünglich mehr als 20.000 Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren erfasst wurden. Alle paar Jahre wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer weiteren Erhebung eingeladen, in insgesamt fünf Wellen, das letzte Mal vor fünf Jahren.

Langfristige Wirkung

Dass eine stabile und glückliche Beziehung zu den Eltern für das spätere Leben von Vorteil ist, sei nichts Neues, schreiben die Autoren und Autorinnen um Carol A. Ford vom Children’s Hospital of Philadelphia in der aktuellen Arbeit, aber der Zusammenhang wurde noch nie in so einem großen Sample so detailliert und langfristig untersucht.

Bei der Ersterfassung mussten die Heranwachsenden unter anderem Fragen zur Qualität der Beziehung mit ihren Eltern beantworten, etwa „Wie nahe fühlst du dich deiner Mutter/deinem Vater?“, „Worüber hast du mit deinem Vater/deiner Mutter in den letzten vier Wochen gesprochen?“, „Was habt ihr gemeinsam unternommen?“, „Welche Erwartungen hat deine Mutter/dein Vater für deine Ausbildung?“. Außerdem wurde nach der generellen Zufriedenheit mit der jeweiligen Elternbeziehung gefragt und danach, wie ausführlich die Erklärungen der Eltern bei einem Fehlverhalten der Kinder sind.

14 Jahre später mussten die nunmehr Erwachsenen (24 bis 32 Jahre) verschiedene Fragen rund um ihre Gesundheit beantworten: zur körperlichen Verfassung, zu psychischen Problemen wie Depressionen und Stress, zur Qualität ihrer Paarbeziehungen, zu ungewollten Schwangerschaften, Substanzmissbrauch (Alkohol, Nikotin, Drogen), zu Gewalt und Verletzungen. Mögliche Einflussfaktoren wurden herausgerechnet, etwa die ethnische Zugehörigkeit, Familienstrukturen oder die Ausbildung der Eltern als Näherung für den sozioökonomischen Status. Am Ende sind die Daten von mehr als 10.000 Personen – etwas mehr als die Hälfte waren Frauen – in die Auswertung eingeflossen.

Gezielte Interventionen, die sich auch an Väter richten

Jene Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die der Beziehung zu ihrer Mutter oder ihrem Vater in jungen Jahren viel Wärme attestiert hatten, die viel Zeit mit ihnen verbracht und viel kommuniziert hatten, fühlten sich als Erwachsene deutlich gesünder und optimistischer. Sie litten seltener unter Depressionen oder Stress und lebten häufiger in gesunden Beziehungen. Außerdem griffen sie deutlich seltener zu Alkohol, Nikotin und anderen Substanzen als ihre weniger geliebten Altersgenossen und -genossinnen. Auch ungewollte Schwangerschaften kamen nicht so oft vor.

Die Autoren und Autorinnen plädieren für gezielte gesundheitspolitische Interventionen. „Bemühungen, die Beziehung zwischen Eltern und Heranwachsenden zu stärken, könnte langfristig gesundheitlich sehr nützlich sein“, erklärt Ford in einer Aussendung. In der Studie wird zudem betont, dass sich solche Interventionen nicht nur an Mütter, sondern auch an Väter richten sollten, Ideen wären etwa ein Väternetzwerk zur gegenseitigen Unterstützung oder digitale Anwendungen als Elternsupport. Auch im medizinischen Zusammenhang könnte es sinnvoll sein, Angebote auszuweiten, also Eltern und Kinder nicht nur im frühkindlichen Alter gemeinsam zu betreuen, sondern auch noch in der Jugend.