Streifenwaldsänger im Flug
Sherri and Brock Fenton (Western University, London, Ontario)
Sherri and Brock Fenton (Western University, London, Ontario)
Windkanal-Studie

Zugvögel verraten ihre Fluggeheimnisse

Zugvögel können Tausende Kilometer weit fliegen und dabei mehrere Tage in der Luft verbringen. Dabei greifen sie stark auf ihre Fettreserven zurück, speziell in den ersten Flugstunden aber auch auf Proteine. Das zeigt eine neue Studie, für die Vögel stundenlang im Windkanal flogen.

Ein Team um den Ornithologen Cory Elowe von der Universität Massachusetts (USA) und Julia Slezacek von der Veterinärmedizinischen Universität Wien überprüft für die Studie das Flugverhalten der in Nordamerika heimischen Streifenwaldsänger (Setophaga striata) und ihren engen Verwandten, den Kronenwaldsängern (Setophaga coronata).

Rekord im Windkanal

Dazu ließen die Fachleute die Tiere in einem Windkanal bis zu 28 Stunden nonstop fliegen. Während der bis zu 15 Zentimeter lange Streifenwaldsänger ein Weitwanderer unter den Vögeln ist, ist der ähnlich kleine Kronenwaldsänger eher der Kurzstreckenwanderer.

Wie Vertreter beider Arten auf die Flugstrapazen in künstlicher Umgebung reagieren, überprüften die Forscherinnen und Forscher nach den Flügen, indem sie den Fettanteil und den Energieverbrauch der Tiere maßen. Drei Streifenwaldsänger absolvierten den kompletten 28-Stunden-Flug – und stellten damit laut den Forschern einen neuen Rekord für einen durchgehenden Flug im Windkanal auf.

„Hohen Rate an Proteinverlusten“

Die drei Marathonflieger landeten danach mit relativ wenig verringerten Fettreserven, aber verkleinerten Flugmuskeln, was auf höheren Proteinabbau hinweise, schreiben die Fachleute im Fachblatt „PNAS“. Über beide Vogelarten hinweg offenbarte sich ein überraschend ähnliches Bild mit recht kontinuierlichem Fettverbrauch und „hohen Raten an Proteinverlusten“ vor allem am Beginn der Flüge, die mit der Zeit aber stark zurückgingen.

Dem Team zufolge sollte künftig anders über die Mechanismen hinter den tierischen Langstreckenflügen nachgedacht werden. Offenbar seien nicht nur die Fettreserven quasi die Haupttreibstoffquelle der Vögel, sondern auch der Proteinabbau dürfte ein begrenzender Faktor für die Flugdauer sein.

Warum die Vögel so früh auf ihren Reisen so große Proteinvorräte verbrennen, wissen die Fachleute nicht. Dem wollen sie in weiteren Studien nachgehen und dann auch Fragen beantworten wie: „Wie genau ist es möglich, Muskeln zu verbrennen und sie dann so schnell wieder aufzubauen wie diese Vögel?“, wie es der Studien-Mitautor Alexander Gerson von der Universität Massachusetts ausdrückt.