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Comeback Images – stock.adobe.co
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Wissenschaftsvermittlung

Journal erklärt Studien für Kinder

Wissenschaft einfach erklärt für Kinder und Jugendliche: Solche Formate gibt es in Zeitschriften und Fernsehsendungen schon lange. Ein Schweizer Wissenschaftsverlag lässt Forscherinnen und Forscher ihre Studien zusätzlich für Kinder und Jugendliche publizieren – diese begutachten die Forschungsarbeiten zuvor auch.

Graugänse in der Alpenregion bekommen mehr Nachwuchs, weil der Klimawandel eine längere Brut- und Aufzuchtzeit möglich macht. Das ist das Hauptergebnis einer Studie der Verhaltensbiologin Didone Frigerio, die an der Universität Wien zu Graugänsen forscht. Die Studie erschien im Fachjournal „Nature“. Danach schrieb Frigerio diese aber noch einmal um und schickte sie an zwei junge Begutachter, die ihr mitteilten, wie sie den Artikel noch verständlicher machen könnte.

Nach der Überarbeitung wurde die Studie im Onlinemagazin „Frontiers for Young Minds“ veröffentlicht. In dem kostenlosen, frei zugänglichen Magazin des Schweizer Wissenschaftsverlags Frontiers publizieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der für Studien üblichen DOI-Indexierung.

„Frontiers for Young Minds“ wendet sich an Kinder und Jugendliche zwischen acht und 15 Jahren. Das Magazin möchte junge Menschen über aktuelle Forschung informieren, es lädt sie aber auch ein, direkt am wissenschaftlichen Prozess teilzunehmen – bisher allerdings nur auf Englisch. Weltweit engagieren sich über 6.000 Kinder und Jugendliche als Peer-Reviewers. Mehr als 800 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sind bei „Frontiers for Young Minds“ als Wissenschaftsmentoren tätig.

Mehrwert auch für Forscherinnen

Das Feedback auf ihre Studie sei durchwegs positiv gewesen, freut sich Frigerio: „Ein Jugendlicher hatte kommentiert, dass der Beitrag für ihn interessant war, weil er mit dem Klimawandel zu tun hat. Dass Tiere vom Klimawandel auch profitieren können, war neu für ihn. Genau wie der Aspekt, dass sich Tiere an den Klimawandel anpassen können.“

Frigerio kennt ihre jungen Begutachterinnen nur online. Sie kommen aus der ganzen Welt und werden ihr von einer Mentorin zugeordnet, die zwischen Wissenschaftlerin und Jugendlichen vermittelt. Die jungen Menschen kommentieren etwa, ob die Abbildungen klar verständlich sind, ob die Legende sinnvoll ist und die Erklärungen ausreichen.

Frigerio hat bereits einige Jahre Erfahrung mit dem Schreiben für diese Zielgruppe. „Es geht um eine Kultur des Feedback-Gebens“, sagt die Verhaltensbiologin. Was am Ende online geht, sei auch mit dem Beitrag der jungen Leser und Leserinnen entstanden, denn diese seien nicht nur Konsumenten, sondern auch Produzentinnen.

Komplexität kommunizieren

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können je nach Thema entscheiden, ob sie ihre Studie für Acht- bis Zwölfjährige oder für über Zwölfjährige umschreiben. Nicht jedes Thema lasse sich so vereinfachen, dass es für Kinder verständlich sei, und auch die jungen Begutachter selbst geben Feedback, ob ein Thema wirklich in ihre Altersgruppe hineinpasse, so Frigerio.

„Ich liebe die Art, die Aktivitäten mit dieser jungen Generationen, weil sie noch sehr offen sind. Es ist eine eigene Denkweise, sich mit wissenschaftlichen Arbeiten zu beschäftigen, und ich finde es sehr wichtig, die jungen Menschen dafür zu motivieren“, erzählt die Forscherin. Dazu gehöre auch, dass es meist keine einfachen Antworten gibt. Denn auch wenn die Graugänse in den Alpen bisher von der Klimaerwärmung profitieren: Vermehrt sich eine Tierart extrem, leiden andere Arten darunter, und das Ökosystem gerät durcheinander. Auch das steht in Frigerios Studie.