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Miljan Živković – stock.adobe.
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Hirnentwicklung

Lesende Kinder werden zufriedene Jugendliche

Kinder, die viel und gerne lesen, weisen als Jugendliche bessere Gedächtnisleistungen auf. Das zeigt eine neue Studie. Und auch die psychische Gesundheit soll von der Freude am Lesen profitieren. Zwölf Stunden pro Woche sind laut den Forscherinnen und Forschern die ideale Lesedauer für die Entwicklung des Gehirns.

In der Studie, die nun im Fachjournal „Psychological Medicine“ veröffentlicht wurde, ging das Forschungsteam der Frage auf den Grund, wie sich eine frühe Leseförderung auf die Gehirnentwicklung, die Gedächtnisleistung und auch auf die spätere psychische Gesundheit auswirkt. Dafür nutzten die Forscherinnen und Forscher Daten von mehr als 10.000 Jugendlichen aus der ABCD-Studie – der größten Langzeitstudie zur Gehirnentwicklung und Gesundheit von Kindern in den USA. Die Bandbreite der Daten reichte von klinischen Interviews über Gedächtnistests bis hin zu Hirnscans.

Das Forschungsteam verglich Jugendliche, die bis zum Alter von neun Jahren mit dem Lesen in der Freizeit begannen, mit Jugendlichen, die dies später oder gar nicht taten. Faktoren wie der Einfluss des sozioökonomischen Hintergrunds der Familien wurden in der Analyse berücksichtigt. Von den 10.243 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatte knapp die Hälfte, nämlich 48 Prozent, wenig Erfahrung mit dem Lesen aus Freude oder begann erst später damit. Die andere Hälfte las zum Zeitpunkt der Erhebung bereits drei bis zehn Jahre gerne.

Zwei Kinder lesen ein Kinderbuch
APA/dpa/Marijan Murat
Frühes Lesen hat Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns

Die Untersuchung führte zu zwei wesentlichen Ergebnissen: Zum einen, dass jene Jugendlichen, die schon früh mit dem Lesen auch außerhalb der Schule begannen, bei kognitiven Tests tendenziell besser abschnitten. Die Studie zeigt einen starken Zusammenhang zwischen dem Lesen in der Kindheit und guten Ergebnissen bei Tests, etwa zu Gedächtnis und Sprachentwicklung, im Jugendalter. Teenager, die in der Kindheit früh und viel zum Vergnügen lasen, hatten zudem vergleichsweise bessere schulische Leistungen und eine gesteigerte Aufmerksamkeit.

Sie wiesen laut Studie im Durchschnitt auch eine bessere psychische Gesundheit auf. Das stellte das Forschungsteam anhand einer Reihe von klinischen Maßzahlen und Berichten von Eltern und Lehrenden fest. Diese Jugendlichen zeigten zudem weniger Anzeichen von Stress, Depressionen und Aggressionen.

Zwölf Stunden sind optimal

Als die Forscherinnen und Forscher die Gehirnscans der Jugendlichen analysierten, stellten sie fest, dass Regionen, die bei kognitiven Funktionen wie erhöhter Aufmerksamkeit eine wichtige Rolle spielen, bei jenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die in der Kindheit gerne lasen, leicht vergrößert waren. Diese Teenager verbrachten zudem weniger Zeit vor dem Fernseher, dem Smartphone und dem Tablet, und sie schliefen vergleichsweise länger.

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Mehr Zeit mit Büchern ist weniger Zeit mit Bildschirmen

Zwölf Stunden pro Woche geben die Forscherinnen und Forscher als optimale Lesedauer während der Kindheit an. Dadurch verbessere sich die Gehirnstruktur, was wiederum die Ergebnisse erklären könnte. Eine längere Lesedauer verstärkte die Vorteile allerdings nicht, im Gegenteil: Bei mehr als zwölf Stunden kommt es laut Studie zu einer allmählichen Abnahme der kognitiven Fähigkeiten. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Kinder dadurch weniger Zeit mit anderen kognitiv bereichernden Tätigkeiten verbringen, wie etwa Sport und soziale Aktivitäten, so die Forscherinnen und Forscher.

„Eckpfeiler für zukünftiges Wohlbefinden“

Lesen sei nicht nur „eine angenehme Erfahrung“, so Barbara Sahakian von der Fakultät für Psychiatrie der Universität Cambridge in einer Aussendung: Es sei zudem erwiesen, dass Lesen das Denken und die Kreativität anrege, das Einfühlungsvermögen steigere und Stress abbaue. „Darüber hinaus haben wir eindeutige Belege dafür gefunden, dass Lesen die kognitiven Fähigkeiten und die Hirnstruktur verbessert, und mit wichtigen Entwicklungsfaktoren bei Kindern zusammenhängt, die Eckpfeiler für zukünftiges Lernen und Wohlbefinden sind.“

Man wolle Eltern dazu ermutigen, ihr Bestes zu geben, um in ihren Kindern die Freude am Lesen schon früh zu wecken, so Jianfeng Feng von der Fudan-Universität in Shanghai und der Universität Warwick: „Wenn sie es richtig anstellen, wird es den Kindern nicht nur Freude und Vergnügen bereiten, sondern auch ihre Entwicklung und langfristige Lesegewohnheiten fördern, die auch noch im Erwachsenenalter von Vorteil sein können.“