Der „Bullet-Cluster“ ist ein Galaxiehaufen im Sternbild Kiel des Schiffes.
NASA/CXC/CfA/M.Markevitch/STScI, Magellan/U.Arizona/D.Clowe
NASA/CXC/CfA/M.Markevitch/STScI, Magellan/U.Arizona/D.Clowe
„Euclid"-Mission“

Teleskop erleuchtet „dunkles“ Universum

Das Teleskop „Euclid“ der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) steht in den Startlöchern und will Antworten auf große Fragen der Physik liefern. Es wird einen Teil des Universums vermessen, um „Dunkle Energie“ und „Dunkle Materie“ besser verstehen zu können. Sechs Jahre soll das Teleskop den Himmel abtasten. Das Ziel: eine Karte der Galaxien.

Alles was wir sehen können – Menschen, Planeten, Galaxien – macht nur fünf Prozent des Universums aus, 95 Prozent entfallen auf das „dunkle“ Universum, den nicht sichtbaren Teil. „Euclid“ wird demnächst seine Reise ins All antreten, um diesen Teil des Universums genauer unter die Lupe zu nehmen.

Auf der Suche nach Dunkler Materie und Energie

Seit dem Urknall dehnt sich das Universum aus – heute mehr als früher. Doch warum das so ist, bleibt ein Geheimnis. In der Physik wird die Kraft, die hier wirkt, deshalb „Dunkle Energie“ genannt. Messen lässt sich die Ausdehnung an sich ändernden Abständen der Galaxien. „Wir blicken zurück bis zwei Milliarden Jahre nach dem Urknall und blicken auch auf ganz junge Sterne und Galaxien – so wird ‚Euclid‘ ein Drittel des Himmels vermessen“, erklärt ESA-Astronom Markus Kissler-Patig. Durch die Vermessung sollen Rückschlüsse auf die „Dunkle Energie“ möglich sein.

Illustration der Vermessung des Universums durch „Euclid“
Sechs Jahre lang wird „Euclid“ ein Drittel des Himmels kartieren, wie diese Illustration zeigt

Außerdem wirkt – davon geht eine Theorie in der Physik aus – die „Dunkle Materie“ im Kosmos. „Wir nennen es Materie, weil es Schwerkraft ausübt und wir wissen, dass es nicht leuchtet, deshalb ‚Dunkle Materie‘“, beschreibt sie Kissler-Patig. Sichtbar wird sie durch den sogenannten Linseneffekt.

Erklärung des Linseneffekts bei „Dunkler Materie“.
ESA
So veranschaulicht die ESA den Linseneffekt

Euclid lichtet Vergangenheit und Gegenwart ab

Wie schon das NASA-Teleskop James Webb wird die ESA-Mission vom Lagrange-Punkt 2 aus ins All blicken.

Daten & Fakten zu „Euclid“:

  • Weltraumteleskop der ESA
  • Gewicht: 2,2 Tonnen
  • Spiegeldurchmesser: 1,2 Meter
  • Geplanter Start: 1. Juli 2023
  • Beobachtungsdauer: 6 Jahre
  • Kosten: 1,4 Milliarden Euro

Die Zwei-Tonnen-Sonde wird also in eineinhalb Millionen Kilometer Entfernung stabil geparkt und dort wenig Treibstoff verbrauchen. Ausgestattet mit zwei Instrumenten wird sie einerseits sichtbares Licht einfangen und andererseits im Infrarotbereich Messungen durchführen. Das Teleskop erstellt dabei 48.000 Bilder – jede Aufnahme hat eine Belichtungszeit von bis zu zehn Minuten.

„Wir versuchen nicht ein Teilchen ‚Dunkler Energie‘ oder ‚Materie‘, wenn es Teilchen sind, einzufangen. Wir wollen mit statistischen Beobachtungen die Materie und die Energie charakterisieren und durch ihre Eigenschaften verstehen, was tatsächlich die Ursachen sein könnten“, so Kissler-Patig. In diesem Forschungsfeld gibt es noch derart viele Fragen, dass „Euclid“ durchaus neue und überraschende Erkenntnisse liefern könnte.

Jeder EU-Bürger steuert drei Euro bei

„Euclid“ wird von der Europäischen Weltraumorganisation finanziert und somit durch die Mitgliedsländer. Man fliege mit der neuesten Technik, nur so sei das Missionsziel erfüllbar, sagt ESA-Astronom Kissler-Patig. Im Vergleich zu James Webb mit zehn Milliarden Euro Budget ist die ESA-Mission mit 1,4 Milliarden Euro günstig, heißt es. Österreich ist mit der Universität Innsbruck und dem dortigen Institut für Astro- und Teilchenphysik eingebunden. Forschende leisten Vorarbeit und werden die Daten von „Euclid“ laufend analysieren.

Der Start des ESA-Teleskops ist für Juli geplant und vom Ukraine-Krieg betroffen. Planmäßig sollte die lieferwagengroße Sonde mit einer russischen Sojus-Rakete starten, stattdessen wird sie mit einer amerikanischen Falcon-9-Rakete ihre Reise antreten. Es ist der erste direkte Vertrag zwischen Elon Musks Raumfahrtsunternehmen „Space X“ und der ESA. Läuft alles nach Plan, kann die Vermessung des Universums noch im Sommer starten.