Raumfahrt

Ariane 5 tritt letzte Reise in den Weltraum an

Nach 27 Jahren soll diese Woche Schluss sein: Die europäische Trägerrakete Ariane 5 startet laut Plan in der Nacht auf Mittwoch zu ihrem letzten Raumflug. Von Kourou in Französisch-Guayana soll sie einen deutschen und einen französischen Satelliten ins Weltall befördern.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelte sich Ariane 5 zu einem zuverlässigen Raumtransporter. Bis das Nachfolgemodell Ariane 6 einsatzbereit ist, hat die europäische Raumfahrt keinen eigenständigen Zugang zum Weltraum mehr und droht damit weiter abgehängt zu werden.

Zwischen Dienstagabend um 23.30 Uhr und Mittwochfrüh um 01.05 Uhr MESZ soll die Ariane-5-Rakete abheben, zum 117. und letzten Mal. Ursprünglich hatte der letzte Flug Mitte Juni stattfinden sollen, wegen technischer Probleme wurde er jedoch verschoben. Der Start ist „aufgeladen mit Emotionen“ für die Teams, deren Arbeit sich seit fast drei Jahrzehnten um die Ariane 5 dreht, sagte Marie-Anne Clair, die Leiterin des Raumfahrtzentrums in Guyana.

Erfolg nicht absehbar

Der Erfolg des Modells war anfangs nicht absehbar: Bei ihrem Jungfernflug 1996 explodierte die Ariane 5 kurz nach dem Start, 2002 gab es einen weiteren Fehlschlag. Das sei ein „prägendes Trauma“ gewesen, erinnert sich der Ingenieur Hervé Gilibert. „Wir brauchten zwei Jahre, um wieder in die Luft zu kommen“, sagt Gilibert, heute technischer Direktor der ArianeGroup. Die Anfangsschwierigkeiten hätten „den positiven Effekt gehabt, dass wir bei jedem Start absolut wachsam blieben“.

Die Ariane 5 galt schließlich als so zuverlässig, dass die US-Raumfahrtbehörde NASA die europäische Rakete auswählte, um ihr zehn Milliarden Dollar teures James-Webb-Teleskop zu transportieren. Dieser Einsatz zu Weihnachten 2021 war ein Höhepunkt in der Geschichte der Rakete, die auch die Sonde Rosetta zum Kometen Tschuri (2004) und die Juice-Sonde zum Jupiter (April 2023) brachte. Die letzte Mission der Ariane 5 besteht nun darin, den deutschen Kommunikationssatelliten Heinrich Hertz und einen französischen Militärsatelliten auf ihre Umlaufbahn zu bringen.

In kommerzieller Hinsicht sei die Rakete „die Speerspitze der europäischen Raumfahrt“ gewesen, sagte Daniel Neuenschwander, Direktor für Weltraumtransport bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Zwölf Länder waren an der Herstellung der schweren Trägerrakete beteiligt, die die Ariane 4 ablöste und deren Startkapazität verdoppelte – ein Wettbewerbsvorteil, der es Europa ermöglichte, sich auf dem Markt für Kommunikationssatelliten zu behaupten.

Probleme bei europäischer Raumfahrt

Europa profitierte auch von einer zeitweiligen Flaute auf der anderen Seite des Atlantiks. „Heute erleben wir genau die umgekehrte Situation“, und Europa habe praktisch keinen unabhängigen Zugang zum Weltraum mehr, sagte Neuenschwander. Besonders der abrupte Wegfall der russischen Sojus-Raketen nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 macht der europäischen Raumfahrt zu schaffen.

Die Aktivitäten auf dem Weltraumbahnhof Kourou gingen durch den Ukraine-Krieg drastisch zurück. 2022 gab es dort nur sechs Starts, im Jahr davor waren es noch 15 gewesen.

Der Fehlschlag des ersten kommerziellen Starts der leichten italienischen Trägerrakete Vega C im Dezember und Verzögerungen bei der Ariane 6 verschärfen die Situation. Nach Mittwoch soll es nur noch einen Start einer Vega im September geben und die Vega C wird wahrscheinlich erst Ende des Jahres wieder abheben. Das bedeutet eine Lücke von mindestens mehreren Monaten, bis die Ariane 6 bestenfalls Ende 2023 bereit steht.

“Keine einfache Zeit“

Die Ariane 6 ist leistungsstärker und wettbewerbsfähiger als ihre Vorgängerin, da sie nur halb so viel kostet. Sie wurde entwickelt, um im harten Wettbewerb auf dem Markt für Trägerraketen bestehen zu können, der mittlerweile von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX mit mehr als einem Start pro Woche dominiert wird.

Auch die ESA war gezwungen, sich an die US-Firma zu wenden. Ihre Falcon-9-Rakete brachte am Samstag das ESA-Teleskop Euclid in den Weltraum. „Es ist keine einfache Zeit“, sagte der Chef des Raketenkonzerns Arianespace, Stéphane Israël. „Aber sie wird nicht andauern.“