Autos auf chinesischer Autobahn, darüber Smog
AFP -GREG BAKER
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Lebenserwartung

Luftverschmutzung größte Gefahr

Die Luftverschmutzung hat den größten externen Einfluss auf die weltweite Lebenserwartung – besonders in Südostasien ist sie eine Gefahr, wie aus einem neuen Bericht hervorgeht. Würde überall der empfohlene Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingehalten, könnte die durchschnittliche Lebenszeit global um 2,3 Jahre angehoben werden.

Die Auswirkungen auf die Lebenserwartung seien vergleichbar mit denen des Rauchens, mehr als dreimal so hoch wie die von Alkoholkonsum und verschmutztem Wasser und mehr als fünfmal so hoch wie die von Verkehrsunfällen. Das zeigt der neue Air Quality Life Index (AQLI), der jährlich von der University of Chicago herausgegeben wird. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysieren darin die globale Luftverschmutzung anhand von Satellitendaten.

Die Daten belegen, dass mit dem Anstieg der weltweiten Luftverschmutzung im Jahr 2021 auch die Belastung für die menschliche Gesundheit zunahm. Wenn die Richtlinien der WHO zum Ausstoß von PM2,5-Feinstaub eingehalten werden würden, könnte eine durchschnittliche Person ihre Lebenserwartung um 2,3 Jahre verlängern. Das entspreche insgesamt 17,8 Milliarden Lebensjahren weltweit.

Sechs Länder besonders betroffen

Das Problem der Luftverschmutzung ist global sehr ungleich verteilt – besonders schlecht ist die Lage in Südostasien. Die schlechte Luft verkürzt laut Studie im Schnitt das Leben einer dort lebenden Person um fünf Jahre. „Drei Viertel der Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die weltweite Lebenserwartung konzentrieren sich auf nur sechs Länder, nämlich Bangladesch, Indien, Pakistan, China, Nigeria und Indonesien, wo die Menschen aufgrund der Luft, die sie atmen, bis zu sechs Jahre ihres Lebens verlieren“, so Michael Greenstone, Wirtschaftsprofessor an der University of Chicago und Gründer des AQLI.

In vielen verschmutzten Ländern fehlt die grundlegende Infrastruktur zur Luftreinhaltung, Asien und Afrika sind die beiden deutlichsten Beispiele. Mit rund 93 Prozent sind die allermeisten verlorenen Lebensjahre auf diese Länder zurückzuführen. Daten zur Luftqualität werden dort meist nicht öffentlich den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus verfügen nur etwas mehr als ein Drittel der Länder in Asien und knapp fünf Prozent der Länder in Afrika über Luftqualitätsstandards, den grundlegenden Baustein für politische Maßnahmen. Die Studie fordert mehr finanzielle Mittel zur Verbesserung der Luftqualität, vor allem in den am schwersten betroffenen Ländern.

Verbesserungen in China und Europa

Für die Luftverschmutzung Chinas zieht der Bericht eine positive Bilanz, ein Vergleich mit älteren Daten zeige eine rasante Verbesserung der dortigen Lage. Das Land konnte gegenüber dem Jahr 2013, bevor der „Kampf gegen die Verschmutzung“ begann, die Verunreinigung der Luft um mehr als 40 Prozent reduzieren – bleibt aber dennoch beim Sechsfachen des von der WHO empfohlenen Wertes.

Bezogen auf Europa hat sich die Luftqualität seit 1998, nach dem Inkrafttreten der EU-Luftqualitätsrichtlinie, laut Bericht um rund ein Viertel verbessert. Würde sich Europa an die WHO-Richtlinien halten, wäre dennoch ein deutlicher Zugewinn an durchschnittlicher Lebenszeit möglich. In Österreich errechneten die Fachleute dabei 0,6 Jahre bzw. 219 Tage. Die am meisten unter Feinstaub belastete Stadt hierzulande ist Graz, das am meisten belastete Land in Europa ist Bosnien-Herzegowina.