Ein Frau putzt sich die Nase
APA/dpa/Axel Heimken
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Coronavirus

Was für den Herbst zu erwarten ist

Der Hochsommer ist Geschichte, und mit dem Schulanfang stellt sich – wie in den vergangenen Jahren zuvor – die Frage: Was bedeutet das für CoV-Infektionen? Sicher ist jetzt schon: Auch in der Phase der Endemie können überraschende und problematische Virusvarianten auftauchen.

Die Zahl der Infektionen steigt wieder an, zwar auf niedrigem Niveau, doch die Aufwärtsbewegung hält schon seit ein paar Wochen an – das lässt sich aus den aktuellen Daten des Abwassermonitorings sowie aus den Sequenzanalysen der AGES ablesen. Dominiert wird das Infektionsgeschehen in Österreich derzeit von der Virusvariante EG.5.1 (Spitzname: Eris), sie stellt etwa 40 Prozent aller im Abwasser nachgewiesenen Coronaviren.

Kleiner Exkurs zur Terminologie: Bei EG.5.1 handelt es sich um einen XBB-Nachfahren, dessen Bezeichnung durch die dauernde Verästelung des Omikron-Stammbaumes immer komplizierter wurde. Weswegen man sich entschied, mit der Abkürzung „EG.5“ nun neue Wege zu gehen.

Impfung sollte gut wirken

Die Verwandtschaftsverhältnisse von EG.5.1 sind nach Ansicht von Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien jedenfalls durchaus „von Vorteil“, die Virologin geht davon aus, dass die in Kürze verfügbaren an XBB angepassten Impfstoffe auch gut gegen EG.5.1 wirken.

Ihr Fachkollege Andreas Bergthaler, ebenfalls von der MedUni Wien, hat die gegenwärtige Lage im Wesentlichen erwartet: „Das Virus wird weiter mutieren, es wird neue Varianten geben. Aber wir haben in den letzten dreieinhalb Jahren auch eine sehr gute Immunität aufgebaut. Und weil das Immunsystem sehr vielschichtig ist, wird selbst eine Immunfluchtvariante der Abwehr unseres Körpers nicht komplett entkommen. Das stimmt mich eigentlich optimistisch.“

Variante Pirola wirft Fragen auf

So eine Immunfluchtvariante ist bereits am Horizont aufgetaucht. Der Erreger BA.2.86 vulgo Pirola wurde bereits auf allen Kontinenten nachgewiesen. Dänemark, Israel, Thailand, Schweiz, USA und viele andere Länder haben seinen genetischen Fingerbadruck bereits registriert, wenngleich völlig unklar ist, woher er stammt.

Das liege daran, dass nun weltweit viel weniger sequenziert werde als zu Zeiten der Pandemie, sagt der Molekularbiologie Ulrich Elling von der Akademie der Wissenschaften. Er vermutet, dass das Virus im Körper eines immunsupprimierten Patienten entstanden ist und dort eine erstaunliche Zahl von Mutationen angesammelt hat. Die betreffen vor allem das Spike-Protein, mit dem das Virus Zellen „knackt“.

Auf diese Weise hat sich Pirola so weit von den derzeit zirkulierenden Viren aus der weiteren Omikron-Verwandtschaft entfernt, dass die WHO mittlerweile bereit ist, einen neuen griechischen Buchstaben (Pi oder Rho) zu vergeben, sollte das Virus zu einer „variant of concern“ werden. Das ist zurzeit noch nicht der Fall.

Infektiosität vermutlich herabgesetzt

Pirola hat zwar aufgrund seines einzigartigen genetischen Make-ups das Potenzial, sich vor dem Immunsystem teilweise zu verstecken. Andererseits dürfte der Erreger gerade deshalb auch Schwierigkeiten haben, Zellen effizient zu infizieren.

Neue Daten weisen jedenfalls darauf hin, dass Pirola nicht besonders ansteckend ist. Was wiederum eine Erklärung für seine bisher gemächliche Vermehrung sein dürfte. Ewig Bestand wird dieser Befund freilich auch nicht haben, denn durch weitere Erbänderungen könnte das Virus nochmals an Fitness – und unter Umständen auch an Gefährlichkeit – zulegen. Es wurde daher von der WHO unter Beobachtung gestellt.