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Vasyl – stock.adobe.com
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Partnerschaft

Väter nach zweitem Kind zufriedener

Das Gründen einer Familie kann das Leben enorm bereichern – für die Beziehung selbst sind Kinder oft aber auch eine Herausforderung. Studiendaten aus Deutschland zeigen, dass bei den meisten Vätern die Zufriedenheit in der Partnerschaft deutlich sinkt, sobald das erste Kind da ist. Erfahrenere Väter kommen mit neuem Familienzuwachs ein bisschen besser zurecht.

Gegenseitiges Vertrauen und ein liebevoller Umgang miteinander sind nur zwei Aspekte von vielen, die zu einer glücklichen Beziehung beitragen. Sich für die Partnerin oder den Partner Zeit zu nehmen, und sich aktiv an ihrem Leben zu beteiligen, ist für die meisten Menschen ebenso wichtig, um die Zufriedenheit mit der Beziehung auch langfristig aufrecht zu erhalten. Doch was passiert, wenn die Familie wächst und plötzlich ein Kind im Mittelpunkt steht?

In vergangenen Untersuchungen rund um die Familie und die Auswirkungen von Kindern auf die Beziehungszufriedenheit lag der Fokus meist auf den Müttern. „Mütter werden da zum Teil immer noch als recht alleinverantwortlich angesehen“, so Judith Mack von der Technischen Universität Dresden (TU Dresden). „Wenn etwas schlecht läuft, ist der Blick schnell bei der Mutter, und das kann so eigentlich nicht sein“, so die Psychologin im Interview mit science.ORF.at. Die Väter seien im Familiensystem ebenso wichtig, aussagekräftige Forschungsdaten in diesem Bereich seien jedoch noch selten.

Vier Untersuchungszeitpunkte

Mack arbeitet an der TU Dresden unter anderem an der seit Jahren laufenden DREAM-Studie (Dresdner Studie zu Elternschaft, Arbeit und mentaler Gesundheit). Anhand von mehreren Fragebögen sammelt sie dabei Informationen von Familien über einen Zeitraum von mehreren Jahren. In einer kürzlich im Fachjournal „PLoS ONE“ erschienenen Studie nutzte die Psychologin einen Teil dieser Forschungsdaten und untersuchte zusammen mit Kolleginnen und Kollegen, wie sich die Geburt eines Kindes auf die Beziehungszufriedenheit der Väter auswirkt.

Besonders interessierte das Team, wie Erstväter mit der ungewohnten Situation zurechtkommen. „Genau in dieser Zeitperiode gibt es ja sehr viele Entwicklungen und Umstellungen in der Familie, im persönlichen Leben und eben auch in der Paarbeziehung.“

Die für die Untersuchung herangezogenen Umfragedaten stammten von rund 600 Männern aus dem Zeitraum von 2017 bis 2020. Knapp über 100 Probanden wurden bereits zum zweiten Mal Vater, bei den anderen handelte es sich um Erstväter. „Wir haben vier Messzeitpunkte einbezogen. Das ist einmal während der Schwangerschaft der Partnerin, dann acht Wochen postpartal, 14 Monate postpartal und zwei Jahre nach der Geburt des Kindes“, so Mack.

Starker Abfall der Zufriedenheit

Die Fragebögen enthielten neun Aussagen aus den Bereichen Zärtlichkeit, Streitverhalten und Kommunikation – die Väter mussten sie nach einer Skala von „nie“ bis „sehr oft“ bewerten. Beispiele sind: „Wir reden abends mindestens eine halbe Stunde miteinander“ und „Sie gibt mir die Schuld, wenn etwas schiefgeht.“ Anhand der Umfragedaten stellten die Forscherinnen und Forscher fest, dass die Beziehungszufriedenheit bei allen Vätern nach der Geburt des Kindes abfiel. Zwischen Erst- und Zweitvätern gab es aber klare Unterschiede.

In der Schwangerschaft zeigten sich die Erstväter noch sehr zufrieden mit der Beziehung. Nach der Geburt ändert sich das jedoch. „Die Erstväter erfahren dann einen starken Abstieg der Beziehungszufriedenheit, der deutlich stärker ist als bei den Zweitvätern“, erklärt Mack. Die Zufriedenheit der Erstväter sinke bis zum 14. Lebensmonat des Kindes und bleibe dann auch zwei Jahre postpartal auf einem niedrigen Niveau.

Zufriedenheit erholt sich bei Zweitvätern schneller

Bei den Zweitvätern sei hingegen schon die Ausgangslage anders. Bereits während der Schwangerschaft sind sie tendenziell etwas unzufriedener als die Erstväter. Nach der Geburt sinkt ihre Beziehungszufriedenheit dann aber weniger stark und sie steigt auch schneller wieder an. Eine mögliche Erklärung: „Zweitväter haben ja ihre Lebensweise schon an eine Familie angepasst, an das Kind – und das haben Erstväter nicht“, so die Psychologin.

Dass die Zweitväter mit der Geburt eines Kindes besser zurecht kommen, ist laut Mack auch nicht weiter überraschend – immerhin würde es bei zu großen Problemen in der Beziehung gar kein zweites Kind geben. Interessant war für die Psychologin aber, dass sich die Zufriedenheit der Zweitväter viel schneller wieder erholte und nur wenige Monate nach der Geburt wieder auf dem Niveau vor der Schwangerschaft war.

Auf psychische Gesundheit achten

Wichtig zu betonen ist laut Mack jedoch, dass ein Abfall in der Beziehungszufriedenheit nicht gleich bedeutet, dass in der Partnerschaft etwas falsch läuft. „Die Beziehungszufriedenheit ist ja nur ein Aspekt der gesamten Lebenszufriedenheit und es gibt sicherlich viele Dinge, die mit den Kindern dazukommen und die das auch kompensieren können.“ Für werdende Eltern sei es dennoch wichtig, die Erwartungen an die nicht immer einfache Realität anzupassen, das Elterndasein nicht zu sehr zu romantisieren, und sich auf die großen Veränderungen im Privatleben einzustellen.

Auch nach der Geburt sei es wichtig, auf die psychische Gesundheit zu achten. „Es ist einfach so, dass es Mütter und Väter gibt, die zum Beispiel von postpartaler Depression betroffen sind“, so die Psychologin: „Wenn ich nach der Geburt wirklich merke, es geht mir nicht gut, ich kann mich nicht auf das Kind einlassen, es passt etwas mit meinen Gefühlen nicht, dann sollte man keine Scheu haben und das in der Beziehung ansprechen. Auch professionelle Hilfe von außen kann in vielen Fällen helfen.“