Frosch, Grasfrosch
David Daniel – stock.adobe.com
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Verhalten

Froschweibchen entgehen Männchen durch Totstellen

Dass sich ein Tier totstellt, kommt oft dann vor, wenn gefährliche Raubtiere im Spiel sind. Für Grasfroschweibchen ist das Verhalten laut einer neuen Studie auch eine Strategie, um den zahlreichen paarungswilligen Männchen zu entgehen.

Laut dem Team um Carolin Dittrich und Mark-Oliver Rödel vom Berliner Museum für Naturkunde nutzen Grasfroschweibchen verschiedene Abwehrstrategien gegen Männchen. Besonders erstaunlich sei aber, dass sich die Tiere auch manchmal totstellen. Weibchen strecken dabei ihre Vorder- und Hinterbeine steif aus und bewegen sich nicht, bis das Männchen loslässt. Es komme auch vor, dass sie ihren Körper wegdrehen oder dass sie etwa typische Rufe von Männchen nachmachen – vermutlich, um zu zeigen, dass sie nicht paarungsbereit sind.

Bei diesen Fröschen beschränkt sich das Brutgeschehen auf wenige Tage bis zwei Wochen im Frühjahr, wie das Naturkundemuseum in einer Aussendung zu der im Fachjournal „Royal Society Open Science“ erschienenen Studie ausführt. Dabei versammeln sich nach Forscherangaben massenhaft Tiere am Teich, wobei Männchen in großer Überzahl sind und um die selteneren Weibchen konkurrieren. „Die Männchen sind nicht wählerisch und umklammern mit großer Kraft alles, was sich bewegt“, hieß es. Bisher habe man angenommen, dass sich die Weibchen „nicht gegen die Nötigung durch die Männchen wehren können“. Manchmal klammerten viele Männchen ein Weibchen. Die Forscher sprechen hierbei von einem „Paarungsball“, der für Weibchen häufig tödlich ende.

Weniger hilflos als gedacht

Die beobachteten Taktiken zeigten jedoch, dass die Weibchen in diesen Situationen nicht so passiv und hilflos seien wie bisher oft gedacht. Das Totstellen könne gestressten Weibchen vermutlich helfen, sich vor einem womöglich tödlichen Paarungsball zu schützen. Das Wegdrehen könne auch ein Versuch sein, die Stärke und Ausdauer von Partnern zu testen, berichtet das Autorenduo in der Studie. Auffällig: Kleine Weibchen nutzten alle drei Strategien häufiger als größere Artgenossinnen und hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit zu entkommen. Das Totstellen im Zusammenhang mit der Paarung wertete Dittrich in der Mitteilung als „außergewöhnlich“. „Gemeinhin geht man davon aus, dass diese Strategie als letztes zur Anwendung kommt, um nicht von Raubtieren gefressen zu werden.“