Hund und Katze fressen Trockenfutter aus Schüsseln
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Psychologie

Warum Hunde beliebter sind als Katzen

Über 1,5 Millionen Katzen leben in Österreichs Haushalten, mehr als 600.000 Hunde. Trotz ihres numerischen Nachteils scheinen Hunde beliebter zu sein. Das zeigt eine neue Studie, die die emotionale Bindung von Menschen zu ihren Haustieren untersuchte.

Für diese emotionale Bindung hat die Wissenschaft einen eigenen Maßstab entwickelt: die Lexington Attachment to Pets Scale, auf der Hunde regelmäßig am besten abschneiden. „Auch wir haben massive Unterschiede zwischen Hund und Katze gefunden“, sagt Svenja Springer von der Veterinärmedizinischen Universität Wien gegenüber science.ORF.at.

Unterschiede der Tiere …

Für die soeben in der Fachzeitschrift „Frontiers in Veterinary Science“ veröffentlichte Studie hat ein Team um Springer und Erstautor Peter Sandoe von der Universität Kopenhagen repräsentative Umfragen in drei Ländern gemacht: Großbritannien, Dänemark und Österreich. Befragt wurden über 2.000 Frauchen und Herrchen von Katzen bzw. Hunden. Überall zeigte sich das gleiche Bild: Hunde vermitteln mehr positive Gefühle als Katzen. Ihre Halter und Halterinnen schließen deutlich häufiger eine Krankenversicherung für sie ab und sind auch deutlich eher bereit, lebensrettende Operationen zu bezahlen.

Hinweis

„Welche sind des Menschen beste Freunde?“ – Mitdiskutieren unter debatte.ORF.at

Warum das so ist, ist nicht ganz klar, dazu gibt es in der Wissenschaft konkurrierende Annahmen. Eine geht davon aus, dass die Unterschiede aus dem Verhalten und den Eigenschaften der Tiere resultieren. Hunde seien anhänglicher, treuer und zuwendungsbedürftiger als Katzen – das spiegelt sich auch in den Antworten der aktuellen Umfragen wider, sagt Springer. „Hundebesitzerinnen und -besitzer betonen auch, dass ihre Tiere leichter in den Alltag integriert werden können. Sie gehen mit ihren Hunden spazieren, das hält sie fit. Katzen hingegen können wir nicht unbedingt auf eine Wandertour mitnehmen“, so Springer pointiert.

… und der Kulturen

Eine andere These geht davon aus, dass die unterschiedliche Aufmerksamkeit, die Menschen ihren Haustieren zukommen lassen, kulturell bedingt und somit unterschiedlich sei. Genau das konnten die Forscherinnen und Forscher dank ihres Dreiländervergleichs beweisen. Denn Beliebtheitsunterschiede zwischen Hunden und Katzen zeigten sich zwar in allen drei Ländern, in Großbritannien waren sie aber am geringsten, in Dänemark am größten, Österreich liegt dazwischen.

Und das spricht laut Springer für eine kulturelle Erklärung. Dänemark sei am längsten landwirtschaftlich geprägt gewesen, und das wirke bis heute nach. Auf Bauernhöfen seien Hunde Teil einer traditionellen Arbeitsgemeinschaft gewesen, Katzen habe es zwar auch viele gegeben, diese mussten tendenziell aber „draußen bleiben“. Die Urbanisierung, die Katzen vermehrt Zutritt zu Haushalten verschaffte, hat in Großbritannien am frühesten begonnen – das Land gilt heute als „Katzenland“.

Mehr echtes Geld für Katzen

Österreich befindet sich laut Umfrage zwischen Großbritannien und Dänemark, und das passt laut Studie zur wirtschaftshistorischen Entwicklung. In der Gegenwart können die Katzen hierzulande zumindest in zwei Punkten zufrieden sein: 26 Prozent ihrer Herrchen und Frauchen wären bereit, 1.000 Euro oder mehr für eine lebenswichtige Operation auszugeben, das ist nur knapp weniger als in Großbritannien. Und laut einer Erhebung von Statistik Austria werden hierzulande außerdem im Schnitt 88,5 Euro pro Monat für Katzen und nur 53 Euro für Hunde ausgegeben. Der Unterschied zur aktuellen Studie könnte darin liegen, dass sich diese auf (geplante) medizinische Ausgaben bezogen hat und nicht etwa auf Futter und Ähnliches.

Dass Hunde hierzulande generell beliebter sind als Katzen, lässt sich aber auch aus einer früheren Studie von Springer und ihrem Kollegen Christian Dürnberger ablesen. Sie hatten untersucht, welche Rolle Tiere beim Onlinedating spielen: 15 Prozent aller Profilfotos enthielten auf Dating-Websites Tierbilder, davon waren 45 Prozent Hunde und 26 Prozent Katzen.