FFP2-Masken
AFP – INA FASSBENDER
AFP – INA FASSBENDER
Evidenz

Masken: Genug Belege für Wirksamkeit

Wie gut Masken vor einer Ansteckung schützen, ist von den ersten bis zu den letzten Tagen der CoV-Pandemie umstritten gewesen, unter anderem wegen der spärlichen Studienlage. Das gelte aber nur, wenn man sehr enge wissenschaftliche Standards anlegt, betont ein US-Forschungsteam in einer neuen Überblicksstudie. Wenn man alle Belege heranzieht, sei der Nutzen recht eindeutig.

Studien haben bei den Debatten rund um die Wirksamkeit von Masken während der gesamten Pandemie eine besondere Rolle gespielt. Befürworter wie Gegner haben sich nämlich beide auf wissenschaftliche Evidenz berufen, zum Teil sogar auf dieselben Arbeiten. Das macht deutlich, dass wissenschaftliche Ergebnisse immer auch in einen größeren Zusammenhang gestellt und korrekt eingeordnet werden müssen.

Dass in der Öffentlichkeit gerade bei der Maskenfrage noch immer so viel Uneinigkeit herrscht, hält das Team rund um Shama Cash-Goldwasser von der globalen Public Health-Initiative Resolve to Save Lives in New York für ein großes Problem, vor allem angesichts zukünftiger Pandemien. Dann könne die fehlende Akzeptanz womöglich die Wirksamkeit einer recht einfachen Maßnahme untergraben.

Leben kein klinisches Setting

Wie die Forscherinnen und Forscher in ihrer soeben im Fachmagazin „JAMA Network“ erschienenen Überblicksarbeit ausführen, haben die Meinungsverschiedenheiten auch mit einem falschen bzw. zu engem Verständnis wissenschaftlicher Standards zu tun. Als besonders hochwertig gelten randomisierte kontrollierte Studien, die etwa zur Wirksamkeit neuer Medikamente verwendet werden.

Allerdings ist es sehr schwierig, eine solche Untersuchung außerhalb eines klinischen Settings, also im echten Leben und erst recht während einer Pandemie durchzuführen. Auch ist die Wirksamkeit einer Verhaltensmaßnahme wie das Tragen einer Maske etwas anderes als die Wirksamkeit eines einzigen Wirkstoffs. Allein der Umstand, wie regelmäßig und wie korrekt der Atemschutz getragen wird, könne die Ergebnisse stark beeinflussen. Wie das Team um Cash-Goldwasser betont, sei es daher generell schwer vorstellbar, ein geeignetes, auch ethisch vertretbares Setting für eine große randomisierte Studie zur Wirksamkeit von Masken zu finden.

Ungeeignete Studien

Dennoch wurde das im Lauf der Pandemie zumindest versucht: Eine kleine Studie aus Dänemark, wo eine der Gruppen einen Mund-Nasen-Schutz bei allen Aktivitäten außerhalb des eigenem Zuhauses tragen sollte, kam zu keinem statistisch signifikanten Ergebnis. Eine größere randomisierte Studie aus Bangladesch, die in 600 Dörfern mit insgesamt 340.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt wurde, ergab zumindest einen geringen statistisch signifikanten Infektionsschutz durch das Tragen von Stoff- oder chirurgischen Masken.

Wenn statistisch signifikante Daten dünn sind, werde manchmal auf Metastudien zurückgegriffen, um die Ergebnisse zu bündeln, aber auch das habe viele Fallstricke, etwa wenn es große Unterschiede bei den zugrundeliegenden Studien gibt oder diese selbst mangelhaft sind, schreiben die Forscherinnen und Forscher in „JAMA Network“ weiter. In diese Falle seien auch die Evidenzprüfer von Cochrane mit ihrer Metaanalyse für Masken bei Atemwegserkrankungen getappt, die kaum Belege für einen wirksamen Schutz findet. In einer Stellungnahme wies Cochrane übrigens selbst auf die Einschränkungen hin.

In den Augen von Cash-Goldwasser und Co. bedeuten diese Befunde nicht, dass Masken nicht schützen, sondern dass diese Art von Studien für derartige Gesundheitsmaßnahmen womöglich nicht das richtige und schon gar nicht das wichtigste Instrument sind. Es gebe bereits eine ganze Reihe von gesundheitspolitischen Regulierungen, die nicht auf solchen harten Evidenzen basieren beziehungsweise aus Machbarkeitsgründen nicht darauf basieren können. Beispiele wären Geschwindigkeitsbeschränkungen, Gurt- und Helmpflicht sowie das Rauchverbot in Innenräumen.

Labor- und Beobachtungsdaten

Abseits des wissenschaftlichen Goldstandards der randomisierten Studien gebe es zudem genügend belastbare Evidenzen für einen gewissen – wenn auch nicht hundertprozentigen – Infektionsschutz. Zum Beispiel zeigen Laborstudien, wie gut Masken Tröpfchen und Aerosole reduzieren, besonders effizient funktioniert das mit FFP2-Masken.

Auch etliche Beobachtungsstudien sprechen für die Wirksamkeit eines Mund-Nasen-Schutzes, schreiben die Forscherinnen und Forscher. Ein Beispiel ist die Verwendung in bestimmten geschlossenen Settings, etwa auf Schiffen, wie das während der Pandemie mitunter vorkam. Das Tragen einer Maske konnte das Infektionsrisiko dort um ca. 30 Prozent reduzieren. Natürlich können auch hier andere Einflussfaktoren mitspielen.

Ein weiterer Anhaltspunkt für die Effektivität von Masken sei der Vergleich von Regionen mit und ohne Maskenpflicht. Beobachtungsdaten aus den USA oder Deutschland zeigen, dass eine Pflicht zu einer Reduktion der Infektionen um 25 bzw. 45 Prozent in den Wochen danach führte.

Nutzen eindeutig

Jedenfalls spreche nach Sichtung aller verfügbaren Daten sehr vieles für das Tragen von Masken, auch weil bis dato keine gesundheitlichen Nachteile nachgewiesen werden konnten, außer dass es besonders bei Hitze recht unangenehm sein kann, so die Forscher und Forscherinnen. Im Zweifelsfall sei das Tragen von Masken jedenfalls das kleinere Übel, verglichen etwa mit der Schließung von Schulen.

Klar sei, dass das Tragen einer Maske immer nur eine von vielen Maßnahmen sein kann, betont das Team. Aber gerade zu Beginn einer Pandemie – wenn weder Impfung noch Behandlungen verfügbar sein – könnten korrekt getragene Masken von hoher Qualität neben der Isolierung von Kranken sehr hilfreich sein, besonders in vulnerablen Bereichen wie Gesundheitseinrichtungen oder in beengten Lebenssituationen.