Eine Packung Paxlovid
APA/dpa/Fabian Sommer
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CoV-Medikament

„Großteil hat kein Paxlovid bekommen“

Abwasser und Rückmeldungen aus den Arztpraxen zeigen: Die Infektionen mit SARS-CoV-2 werden mehr. Für Risikopatienten gibt es mit Paxlovid ein Medikament, das schwere Verläufe verhindern soll. Die Versorgung funktioniert aber nur lückenhaft.

Seit dem Sommer nimmt die Menge des abgegebenen Paxlovid zu, wenngleich auf niedrigem Niveau. Katharina Reich, Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, berichtet von einer Steigerung von 1.300 abgegebenen Packungen im August auf 3.300 im September. Für Oktober liegen die endgültigen Zahlen noch nicht vor, sie dürften sich aber in einer ähnlichen Höhe bewegen.

Zurückhaltung in Ärzteschaft und bei Patienten

Vor allem in den Städten wird das Medikament abgegeben, das für Menschen mit hohen Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf gedacht ist – etwa für Menschen mit Typ-2-Diabetes, Krebs oder Transplantationspatienten. Bei der Verschreibung gilt es Wechsel- und Nebenwirkungen zu beachten, unter anderem deshalb ist die Zurückhaltung in der Ärzteschaft teils groß. Immer wieder gibt es Berichte über Menschen, die das Medikament regelrecht einfordern müssen.

Dass es zu zögerlich ausgegeben wird, bestätigt Katharina Reich so nicht. Sie berichtet von unterschiedlichen Rückmeldungen: „Einerseits hören wir, dass Ärzte Patienten nahezu überreden müssen, dieses Medikament zu nehmen, weil viele nur mit einem harmlosen Schnupfen rechnen. Wir erleben es aber auch in der anderen Richtung, dass Risikopatienten die Verschreibung einfordern.“

Hälfte im Spital hat kein Paxlovid erhalten

Auf der Lungenabteilung der Klinik Floridsdorf stellt man fest, dass der überwiegende Teil der Menschen, die stationär aufgenommen werden, vorher kein Paxlovid erhalten haben. „Rund die Hälfte dieser Betroffenen wären aber grundsätzlich dafür geeignet gewesen“, so Arschang Valipour, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie an der Klinik Floridsdorf.

Bei der anderen Hälfte komme das Medikament aus unterschiedlichen Gründen nicht in Frage, etwa wenn die Erkrankung zu lange zurückliegt oder Medikamente genommen werden, bei denen es Wechselwirkungen gibt. Valipour hält fest, „dass Paxlovid zu selten verschrieben wird.“ Einen möglichen Grund sieht er darin, dass wenig getestet wird, das Medikament aber möglichst früh nach der Infektion genommen werden muss, damit es wirkt.

Lücke in ärztlicher Versorgung

Bernd Lamprecht, der die Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie an der Kepleruniversität in Linz leitet, sieht generell eine Lücke in der ärztlichen Versorgung: „Jene Patienten, die ohne Paxlovid-Behandlung hospitalisiert werden, haben in der überwiegenden Zahl gar keine ärztliche Versorgung in Anspruch genommen, sondern sich direkt an das Spital bzw. eine Notaufnahme gewendet.“

Arschang Valipour hält jedenfalls fest: Würde die Versorgung mit Paxlovid besser funktionieren, könnten nach wie vor viele Spitalsaufenthalte vermieden werden.