Thermometer zeigt 33 Grad Celsius
Getty Images/the_burtons
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Zahlreiche Hitzewellen in zwölf Monaten

Die weltweite Durchschnittstemperatur ist in den letzten zwölf Monaten bei rund 1,32 Grad Celsius über dem Wert vor der industriellen Revolution gelegen. Temperaturaufzeichnungen aus 175 Ländern, 154 Bundesstaaten oder Provinzen und 920 Großstädten von November 2022 bis Oktober 2023 zeigen, dass es in diesem Zeitraum auch sehr viele Hitzewellen gab.

Die Hitze betrifft demnach nicht nur ärmere Staaten. „Während die Auswirkungen des Klimas in Entwicklungsländern in der Nähe des Äquators am stärksten sind, unterstreichen die klimabedingten Phasen extremer Hitze in den USA, Indien, Japan und Europa, dass niemand vor dem Klimawandel sicher ist“, hebt Andrew Pershing von der gemeinnützige Nachrichtenorganisation Climate Central in Princeton hervor.

Hotspot Texas

Denn ein besonderer Hitzespot war im untersuchten Zeitraum die Stadt Houston in Texas (USA): Ab dem 31. Juli 2023 herrschte dort 22 Tage lang eine extreme Hitze, länger als in jeder anderen Stadt der Welt. In der Rangliste folgten mit jeweils 17 Tagen extremer Hitze die Städte New Orleans (Louisiana, USA), Jakarta und Tangerang (beide Indonesien). Als einzige deutsche Millionenstadt verzeichnete München eine Welle extremer Hitze mit mindestens fünf Tagen in Folge. Insgesamt wurden dort im Untersuchungszeitraum elf Tage extremer Hitze gemessen.

An 14 Tagen erreichte die Temperatur dort einen Wert, der durch den Klimawandel mindestens fünfmal so wahrscheinlich geworden ist wie ohne den Klimawandel. Solche Werte werden durch Attributionsstudien (Zuordnungsstudien) ermittelt. Dabei werden für ein Wetterereignis in Computer-Klimamodellen die heutige Wahrscheinlichkeit und die Wahrscheinlichkeit in einer Welt ohne den Klimawandel (oder vor der Industriellen Revolution) ermittelt und die Ergebnisse miteinander verglichen.

Fast ein Viertel der Weltbevölkerung betroffen

In Indien hatten 1,2 Milliarden Einwohner (86 Prozent der Bevölkerung) an 30 oder mehr Tagen Temperaturen, die durch den Klimawandel dreimal (rpt dreimal) so wahrscheinlich geworden sind. In China waren es 513 Millionen Einwohner – 35 Prozent der Bevölkerung. Und in den Vereinigten Staaten widerfuhren 88 Millionen – 26 Prozent der Bevölkerung – mindestens 30 Tage lang solche Temperaturen.

Insgesamt waren in den vergangenen zwölf Monaten 24 Prozent der Weltbevölkerung (1,9 Milliarden Menschen) extremen und gefährlichen Hitzewellen ausgesetzt. Sogar 90 Prozent aller Menschen erlebten mindestens zehn Tage mit hohen Temperaturen, die durch den Klimawandel deutlich wahrscheinlicher geworden sind. Der vom Menschen verursachte Klimawandel führte laut Analyse aber auch zu Rekordniederschlägen, die die Schwere und Häufigkeit von tödlichen Überschwemmungen erhöhten

Dürre in Syrien, Irak und Iran

In einer weiteren Attributionsstudie befasste sich eine Forschergruppe um Friederike Otto vom Imperial College London (Großbritannien) mit der derzeitigen Dürre in Syrien, Irak und Iran. In einer Welt ohne Klimawandel wäre die Dürre „so viel weniger schwerwiegend, dass man sie heutzutage überhaupt nicht mehr als Dürre einstufen würde“, schreiben die Autoren der Studie der Initiative World Weather Attribution. In den vergangenen drei Jahren ist in der Region bis zu 95 Prozent weniger Regen gefallen als im langjährigen Durchschnitt. Zusammen mit zahlreichen Hitzewellen sorgte dies für starke Ernteeinbußen und zwölf Millionen Hungernde allein in Syrien.

Erst am Mittwoch hatte der EU-Klimawandeldienst Copernicus aufgrund anderer Messungen berichtet, dass die Temperatur der ersten zehn Monate 2023 um 1,43 Grad Celsius über dem vorindustriellen Durchschnitt lag. Demnach war der Oktober 2023 zudem nicht nur der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, sondern laut Daten des Weltklimarats IPCC sogar der wärmste seit 125.000 Jahren. Das laufende Jahr werde so gut wie sicher das wärmste bisher gemessene.