Stammzellen

Chimäre aus zwei Affen geschaffen

Ein chinesisches Forschungsteam hat einen Affen zur Welt kommen lassen, der aus Zellen verschiedener Embryonen besteht. Es handle sich um die erste lebende Chimäre eines so großen Tieres. Vergleichbare Resultate habe es zuvor nur bei Mäusen und Ratten gegeben. Das Affenjunge starb nach zehn Tagen – und nicht nur das sorgt für ethische Diskussionen.

Das Team um Zhen Liu vom Forschungszentrum Cebsit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai erzeugten das Tier aus Stammzellen genetisch unterschiedlicher Embryonen derselben Art. Sie hoffen, dass gezielt hergestellte Affen-Chimären biomedizinische Untersuchungen erleichtern könnten. Die lebend zur Welt gekommene Chimäre sei ein Meilenstein. „Dies ist ein seit langem angestrebtes Ziel auf diesem Gebiet“, sagte Zhen Liu in einer Aussendung zu der in der Fachzeitschrift „Cell“ erschienenen Studie.

Der Affe im Alter von drei Tagen. Fluoreszierende Stellen stammen von  injizierten Stammzellen
Cell/Cao et al.
Der Affe im Alter von drei Tagen, fluoreszierende Stellen stammen von injizierten Stammzellen

“Keine Strategie für Menschen“

„Dies muss als grundlegender wissenschaftlicher Durchbruch betrachtet werden“, erklärte Stefan Schlatt vom Universitätsklinikum Münster, der selbst nicht an der Studie beteiligt war. "Gleichzeitig zeigt das Ergebnis, dass die Nachkommen ungesund sind und nicht mehr als ein paar Tage überleben können. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass Chimärismus, in welcher Form auch immer, keine Strategie für den menschlichen Gebrauch ist.“

Ethische Diskussionen …

Die Forschung wirft also auch ethische Fragen auf. In der Vergangenheit sorgten vor allem Mensch-Tier-Chimären für entsprechende Diskussionen. 2021 etwa stellte ein Forscherteam aus China und den USA Embryonen aus Menschen- und Affenzellen her und hielt sie in der Petrischale wochenlang am Leben. Die Wissenschaft hofft, dass solche Mensch-Tier-Mischwesen eines Tages dazu beitragen könnten, den Bedarf an Organtransplantationen zu decken. Erst vor kurzem berichtete eine andere Forschungsgruppe, dass sie Nieren gezüchtet hatte, die hauptsächlich menschliche Zellen in Schweineembryonen enthielten.

… um Tier und Mensch

Die ethische Diskussion betrifft aber nicht nur Menschen, sondern auch Tierschutz. Penny Hawkins, Tierethikerin an der britischen Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals (RSPCA), sagte gegenüber CNN, sie sei „zutiefst besorgt über das inhärente Leid und die Verschwendung von Tieren, die mit der Anwendung dieser Technologien auf empfindungsfähige Tiere verbunden sind“.

Sie wies darauf hin, dass 40 weiblichen Makaken Embryonen implantiert wurden, von denen nur zwölf zu Schwangerschaften führten. Sechs davon führten zu Lebendgeburten, aber nur eine hatte die gewünschte genetische Veranlagung. Ein Tierarzt habe das Tier nach zehn Tagen aufgrund von Atemversagen und Unterkühlung eingeschläfert.