Vertrocknete Sonnenblumen bei Hitze, Himmel mit Wolken
APA/dpa/Sven Hoppe
APA/dpa/Sven Hoppe

Dreimal so viele Hitzetote bis 2050

Mit drastischen Zahlen weisen Fachleute auf die gesundheitlichen Folgen der Klimakrise hin. Selbst wenn der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bei knapp unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bliebe, würde die Zahl der globalen Hitzetoten bis zur Mitte des Jahrhunderts um 370 Prozent steigen.

114 internationale Fachleute um Marina Romanello vom University College London waren am soeben im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlichten Bericht „Lancet Countdown on health and climate change“. Wie die Autorinnen und Autorinnen schreiben, sind die Menschen weltweit heute doppelt so vielen Tagen mit extremer Hitze ausgesetzt wie im Zeitraum 1986 bis 2005.

Das sei insbesondere lebensbedrohlich für Kleinkinder und ältere Menschen. So ist die Zahl der hitzebedingten Tode von Personen, die älter als 65 Jahre sind, zuletzt gegenüber den Jahren 1991 bis 2000 um 85 Prozent gestiegen. Im Sommer 2022 gab es laut Berechungen etwa in Europa 60.000 Todesfälle durch Hitze. „Nichtstun wird uns teuer zu stehen kommen. Wir können es uns nicht leisten, so untätig zu sein – der Preis dafür sind Menschenleben“, sagt Romanello in einer Aussendung.

Grafik: Prognose zu Hitzetoten
The Lancet
Grafik zeigt Temperaturentwicklung bis 2050 und mögliche gesundheitliche Folgen

Die steigenden Temperaturen und Extremwetter sind auch für die Lebensmittelversorgung eine Herausforderung. Schon 2021 litten 127 Mio. Personen in 122 Ländern unter einer mangelhaften Versorgung. Am meisten betroffen sind ärmere Länder, die eigentlich am wenigsten zu den globalen Emissionen beigetragen haben.

Waldbrände und Infektionsgefahr

Die zunehmende Hitze sorgt auch dafür, dass es immer weniger sichere Stunden zum Arbeiten oder Trainieren im Freien gibt. Zudem steigen die Gefahren durch Waldbrände und die Ausbreitung tropischer Infektionskrankheiten. Zwar erkennen die Forscher und Forscherinnen an, dass die Anzahl erneuerbarer Energien steigt und auch weitere Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen werden.

Aber: „Da immer noch 1.337 Tonnen Kohlendioxid pro Sekunde ausgestoßen werden, reduzieren wir die Emissionen nicht annähernd schnell genug, um die Klimagefahren auf dem Niveau zu halten, das unsere Gesundheitssysteme bewältigen können“, erklärt Romanello.

Pflanzen statt Fleisch

Ein weiterer Teil des Berichts widmet sich dem Zusammenhang zwischen Ernährung, Klimawandel und Gesundheit. So ermittelte das Team, dass weltweit die Haltung von Nutztieren für 57 Prozent aller Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft verantwortlich ist. Nicht nur stoßen vor allem Rinder große Mengen Methan aus, sondern der Futteranbau verbraucht große Teile der Agrarflächen.

Grafik zu positiven Entwicklungen beim Klima
The Lancet
Grafik zu den positiven Entwicklungen

Zudem wurden im Jahr 2020 global 1,9 Millionen Todesfälle mit übermäßigem Verzehr von rotem Fleisch, verarbeitetem Fleisch und Milchprodukten in Verbindung gebracht. Die Autorinnen und Autoren plädieren deshalb für eine pflanzenbasierte und fleischarme Ernährung.

Doch die Wissenschaftler haben auch Positives zu berichten. So sind die weltweiten Todesfälle, die auf Luftverschmutzung zurückzuführen sind, seit 2005 um 15,7 Prozent gesunken. Zudem wurden 2022 rund 1500 Milliarden Euro in saubere Energien investiert, 61 Prozent mehr als in fossile Energien.