Windenergieanlagen stehen neben einer Halle mit Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach.
APA/dpa/Marcus Brandt
APA/dpa/Marcus Brandt
Zukunft

Positive Entwicklungen in Kampf gegen Klimakrise

Die Klimakrise und ihre unzureichende Bekämpfung sorgen immer wieder für deprimierende Nachrichten. Doch es gibt auch ermutigende Fortschritte – darunter etwas bessere Aussichten in puncto Erderwärmung, Prognosen zum Ausstoß der Treibhausgase und der vermehrte Einsatz grüner Technologien.

In Paris vereinbarte die internationale Gemeinschaft, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, besser noch auf 1,5 Grad – verglichen mit vorindustriellen Werten. 2015 war die Menschheit wegen der Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl, Gas und Kohle laut einer damaligen Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA) auf dem besten Wege, die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf 3,5 Grad in die Höhe zu treiben.

Eine derartige Erderwärmung würde, so die Analyse damals, ein massenhaftes Artensterben sowie das Schmelzen von Gletschern und Permafrost mit sich bringen. In der Folge stiege der Meeresspiegel um mehrere Meter, viele Gebiete der Erde würden unbewohnbar.

Ziele sind etwas näher gerückt

Acht Jahre nach der Aushandlung des Paris-Abkommens sieht das Bedrohungsszenario nicht mehr ganz so schrecklich aus. Dank der Bemühungen vieler Staaten, ihren CO2-Ausstoß zu verringern, steuert die Erde laut einem Bericht des UNO-Umweltprogramms von vergangener Woche nun auf eine Erwärmung zwischen auf 2,5 und rund drei Grad bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu.

Das ist immer noch viel zu viel, warnen Fachleute. Aber immerhin schlage sich der „Fortschritt beim Umstieg auf ein Energiesystem mit niedrigeren Emissionen“ nieder, erklärt die IEA. Mit jedem Zehntelgrad Erwärmung, das die Weltgemeinschaft verhindert, verringert sie auch die katastrophalen Folgen des Klimawandels.

Das 1,5-Grad-Ziel als nicht mehr erreichbar einzustufen wäre „dumm“, meint die deutsche Klimawissenschaftlerin Friederike Otto vom Londoner Imperial College. „Es ist in Reichweite, wenn wir es in Reichweite halten wollen.“

Höhepunkt des Treibhausgasausstoßes absehbar

Der jährliche Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen ist nach UNO-Angaben seit der Pariser Klimakonferenz weiter gestiegen, und zwar um neun Prozent. Dieser Anstieg hat nach jüngsten Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 2022 zu neuen Rekorden bei der Konzentration von CO2, Methan und Schwefeldioxid in der Atmosphäre geführt.

Die Zunahme der Emissionen hat sich jedoch verlangsamt. Das Berliner Institut Climate Analytics prognostizierte kürzlich, der Höhepunkt des globalen Treibhausgasausstoßes werde 2024, vielleicht auch schon 2023 erreicht. Zumindest in diesem Punkt würde die Menschheit also die Empfehlungen des IPCC umsetzen, nach denen zur Einhaltung der Pariser Klimaziele der Höhepunkt der Emissionen bis spätestens 2025 erreicht sein muss. Bis 2030 müsste der globale Treibhausgasausstoß demnach allerdings praktisch halbiert werden.

Die Internationale Energieagentur hatte vor dem Pariser Abkommen vorhergesagt, dass der CO2-Ausstoß des Energiesektors – gut 80 Prozent des gesamten globalen CO2-Ausstoßes – im Jahr 2030 rund 43 Gigatonnen erreichen könnte. Mittlerweile hat die IEA ihre Prognose auf 35 Gigatonnen abgesenkt. Diese Differenz von acht Gigatonnen entspreche „den gesamten Emissionen des Energiesektors der USA und der EU“.

Mehr grüne Energien

Fortschritte bei der Begrenzung der Erderwärmung seit 2015 gehen weitgehend auf den Ausbau dreier Technologien zurück: Sonnenenergie, Windkraft und Elektromobilität. „Laut Prognosen wird der Einsatz von Photovoltaik die Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 um rund drei Gigatonnen verringert haben“, schätzt die US-Behörde für saubere Energie (OCED). „Das entspricht in etwa dem Schadstoffausstoß aller Autos, die heute weltweit auf der Straße sind.“

Neuen Prognosen zufolge dürften Photovoltaik und Windkraft bis 2030 rund 15 Prozent der weltweiten Stromproduktion ausmachen. Das wäre siebenmal mehr Windkraft und dreimal mehr Photovoltaik, als die IEA 2015 prognostiziert hatte.

2015 schien es utopisch, dass einmal größere Flotten von E-Autos auf den Straßen unterwegs sein würden. Die IEA nahm damals an, dass Elektrofahrzeuge 2030 weniger als zwei Prozent aller Autokäufe ausmachen würden. Heute schätzt sie diese Zahl auf mehr als ein Drittel, und die Entwicklung schreitet rasant voran.

„Der Einsatz sauberer Energietechnologie hat sich in den vergangenen zwei Jahren auf ungeahnte Weise beschleunigt“, bilanziert die IEA. Die Photovoltaik-Kapazitäten hätten in diesem Zeitraum um 50 Prozent zugenommen, und der Verkauf von Elektrofahrzeugen um 240 Prozent. Diese Fortschritte sind laut IEA die Folge sinkender Kosten und politischer Initiativen in zahlreichen Ländern, vor allem China, den USA und Europa.