Autostau
APA/dpa/Sina Schuldt
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Feinstaub

WHO-Richtwerte 2022 allerorts überschritten

Die Luftqualität hat sich in Österreich in den vergangenen 30 Jahren deutlich verbessert. Dennoch wurden im Vorjahr bei allen Feinstaubmessstellen des Landes die Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) überschritten, wie der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) berichtet.

Die WHO-Grenzwerte liegen deutlich unterhalb der EU-Richtwerte und sind somit viel strenger. „Werden nur die EU-Grenzwerte betrachtet, könnte man meinen, in Österreich wäre überall die Luft sauber. Doch aus Gesundheitssicht sind die Grenzwerte viel zu hoch“, kommentiert VCÖ-Expertin Lina Mosshammer in einer aktuellen Aussendung.

Die EU-Kommission hat deshalb im Vorjahr neue Grenzwerte vorgeschlagen, die sich jenen der WHO nähern und ab 2030 gelten sollen.

Höchste Feinstaubbelastung in Graz

Die aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des Umweltbundesamts zeigt, dass der Richtwert der WHO für den besonders gesundheitsschädlichen PM2,5 Feinstaub im Vorjahr an allen Messstellen überschritten wurde. Aus WHO-Sicht soll die Belastung mit PM2,5 Feinstaub im Jahresmittel unter fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegen.

Bei 44 der 60 PM2,5-Messstellen war der Jahresmittelwert mit über zehn Mikrogramm aber mehr als doppelt so hoch, so der VCÖ. Bei den zwei Messstellen mit der höchsten PM2,5 Feinstaubbelastung – Graz Don Bosco und Graz Süd – sei der Jahresmittelwert sogar dreimal so hoch gewesen wie von der WHO empfohlen.

Auch zu viel Stickstoffdioxid

Bei Stickstoffdioxid (NO2) wurde im Vorjahr bei 75 Prozent der 143 Messstellen der WHO-Richtwert von zehn Mikrogramm NO2 im Jahresmittel überschritten, bei jeder vierten Messstelle war die Belastung mehr als doppelt so hoch wie der WHO-Richtwert, so der VCÖ. An vier Messstellen war die Belastung mehr als dreimal so hoch und zwar in Vomp in Tirol an der A12, in Linz (Messstelle Römerberg), Graz (Messstelle Don Bosco) und Hallein an der A10 Tauernautobahn.

Stickstoffdioxid kann Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Lungenschäden verursachen. Für mehr als die Hälfte der Stickoxidbelastung ist der Verkehr verantwortlich, insbesondere Dieselabgase.

VCÖ fordert Verkehrsmaßnahmen

Der VCÖ fordert deshalb Maßnahmen im Verkehrsbereich. Dieser könne einen großen Beitrag zur Reduktion der Luftverschmutzung leisten. Das Land Salzburg habe beispielsweise festgestellt, dass allein das kürzlich aufgehobene flexible Tempolimit 100 (IG-L Tempolimit) auf der Tauernautobahn (A10) den Stickoxidausstoß beim Pkw-Verkehr um 19 Prozent reduzierte, inklusive dem nicht betroffenen Lkw-Verkehr brachte das flexible Tempolimit eine Reduktion um acht Prozent, was der Wirkung einer Gesamtsperre der Autobahn von knapp einem Monat entspricht.

„Die Gesundheit der Bevölkerung ist das höchste Gut. Deshalb ist ein Beibehalten beziehungsweise Einführen von niedrigeren Tempolimits wichtig, solange die Schadstoffbelastung über den Richtwerten der WHO liegt“, betonte VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Höheres Tempo erhöhe nicht nur den Schadstoffausstoß, sondern auch Reifen- und Bremsabrieb, den auch Elektroautos verursachen.