Kohlekraftwerk stößt Gase aus
AFP – PATRIK STOLLARZ
AFP – PATRIK STOLLARZ

Chinas CO2-Emissionen könnten bald sinken

China ist der weltweit größte Verursacher von CO2. Doch nun zeichnet sich eine Wende bei den Treibhausgas-Emissionen ab. Denn China hat so viel in Photovoltaik und andere erneuerbare Energieformen investiert, dass sein CO2-Ausstoß im kommenden Jahr tatsächlich sinken könnte.

Das legen zumindest Daten des finnischen Forschungsinstituts für Energie und saubere Luft (CREA) nahe. Denn heuer ist zwar Chinas CO2-Ausstoß weiter gestiegen, aber gleichzeitig wurden erneuerbare Energieformen so stark ausgebaut wie noch nie, sagt Klimaforscher Lauri Myllyvirta. Allein heuer werden Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von mindestens 200 Gigawatt hinzukommen. Zum Vergleich: Die USA verfügen bisher insgesamt über 150 Gigawatt. Das bedeutet, China hat in einem Jahr mehr Solarenergie aufgebaut als die USA derzeit insgesamt haben, sagt Myllyvirta.

Mehr „saubere“ Kapazität als Energiebedarf

Es bedeute aber auch, dass China seine Emissionen schon bald drastisch reduzieren könnte. Denn die Kapazität der erneuerbaren Energieformen wird ab dem kommenden Jahr höher sein als der Strombedarf durch Industrie und Verkehr. Aber das ist nicht der einzige Faktor. Durch die Immobilienkrise und den Einbruch in der Baubranche haben sich die Investitionen verlagert: von Immobilien hin in die industrielle Produktion von Gütern für erneuerbare Energiebereiche – etwa für Elektroautos, Solarpaneele oder für wieder aufladbare Batterien.

Die Investitionen in diese Bereiche sind Schlüsselfaktoren, die die Wirtschaft in China stark ankurbeln, so der Forscher. Aber auch in Kohlekraftwerke und in die kohlenstoffbasierte Stahlerzeugung wird weiter investiert. Im Verkehr hingegen gibt es Fortschritte: 30 Prozent aller In China produzierten und verkauften Fahrzeuge sind bereits elektrisch, Tendenz steigend.

Erneuerbare Energie als starker Wirtschaftsfaktor

Aber warum investiert China überhaupt so viel in Elektromobilität und Photovoltaik? Die Motivation ist vor allem wirtschaftlich begründet, sagt Lauri Myllyvirta. Man will auf diesem Technologiesektor Marktführer sein. Es wäre smart von anderen Ländern, hier auch etwas mehr Tempo aufzunehmen – damit China Konkurrenz bekommt, und nicht den Markt etwa im Photovoltaik-Bereich dominiert, so der Forscher.

In China selbst wird eine Art Showdown erwartet – zwischen mächtiger Kohleindustrie und erneuerbarem Sektor. Die Kohleindustrie werde versuchen, die Entwicklung hin zur sauberen Energie wieder abzubremsen. Wie das ausgeht, ist noch unklar. Aber: Der neue Energiesektor hat wirtschaftlich und auch politisch an Gewicht gewonnen. Deshalb dürfte es nicht ganz so einfach sein, diese Entwicklung wieder zu stoppen.