Delfin
Uryadnikov Sergey – stock.adobe.
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Wahrnehmung

Delfine spüren elektrische Felder

Delfine können elektrische Gleichstromfelder wahrnehmen und reagieren darauf, wie eine neue Studie zeigt. Diese Fähigkeit hilft den Tieren nicht nur bei der Suche nach im Meeresbodensediment versteckten Fischen – sie nutzen das Erdmagnetfeld auch zur Orientierung.

Daraus ergeben sich wichtige Hinweise auf das Orientierungsverhalten von Tümmlern in den Weltmeeren, schreibt das Forschungsteam im „Journal of Experimental Biology“. Erstmals sei mit den Versuchen gezeigt worden, dass es bei den Großen Tümmlern eine sensorische Grundlage gebe, um das Erdmagnetfeld zur Orientierung nutzen zu können, so der Neurobiologe Guido Dehnhardt vom Institut für Biowissenschaften der Universität Rostock.

Zumindest sei das Potenzial dafür vorhanden. „Es kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass die Delfine über diese Fähigkeit verfügen.“ Bei Haien und Rochen kennt man die Elektrorezeption schon länger. „Der Hai ist ein absoluter Elektrospezialist bei den marinen Tieren“, so Dehnhardt. Bei den Säugetieren wurde die Elektrorezeption bisher beim Schnabeltier, beim Kurzschnabelameisenigel und 2012 auch beim Guyana-Delphin nachgewiesen. Und nun auch beim Großen Tümmler.

Wahrnehmung über Schnurrhaare

Grundlage der neuen Erkenntnisse waren Versuche mit den Delfinen „Dolly“ und „Donna“ im Tiergarten Nürnberg, der seit 1971 Delfine hält. Dort lernten die Tiere im Delfinarium zunächst, in eine Versuchsapparatur aus PVC-Rohren unter Wasser zu schwimmen, um dort zu verbleiben. Sie legten dabei ihre Schnauze auf eine Ablage. Bei einem elektrischen Signal sollten sie die Apparatur wieder verlassen. Gab es kein Signal, so sollten sie für mindestens zwölf Sekunden in der Apparatur warten. Richtige Entscheidungen wurden immer mit einem Fisch belohnt.

Die Tiere nahmen die elektrischen Felder über die nervenreichen Vibrissengruben auf dem Oberschnabel wahr. Bei Jungtieren sind dort kleine taktile Schnurrhaare – die Vibrissen. Diese helfen ihnen bei der nicht ganz einfachen Aufgabe, bei der Mutter die Zitze zu finden. Bei den Versuchen stellte sich auch heraus, dass „Dolly“ und „Donna“ je nach Stärke der elektrischen Felder leicht unterschiedlich reagierten. „Das war aber marginal“, so der Biologe und Koautor Tim Hüttner.

Bis „Donna“ und „Dolly“ überhaupt soweit waren, mussten die Forscher und das Trainerteam viel Zeit investieren. Mit den Delfinen wurde ein bis eineinhalb Jahre trainiert, bis die Messungen mit elektrischen Feldern beginnen konnten. „Dabei ging es um sehr, sehr schwache Gleichstromfelder, die man ohne richtige Rezeptoren nicht wahrnehmen kann“, so Hüttner. „Ich habe da mal meine Hand drunter gehalten. Da passierte gar nichts.“