Preisverleihung

Dichtes Programm in der „Nobelwoche“

Ein Jahr nach dem Physiknobelpreis für Anton Zeilinger erhält am Sonntag (10.12.) mit Ferenc Krausz wieder ein Physiker mit österreichischer Staatsbürgerschaft die begehrte Auszeichnung. Reiste Zeilinger im Vorjahr durch das „Quantenwunderland“, entführt der 61-jährige gebürtige Ungar Krausz, der in München forscht, heuer in die „Attowelt“. Auf alle Preisträger wartet in der „Nobelwoche“ ein dichtes Programm.

Ferenc Krausz teilt sich den diesjährigen Physik-Nobelpreis mit der gebürtigen Französin Anne L’Huillier von der schwedischen Universität Lund und den ebenfalls aus Frankreich stammenden Pierre Agostini von der Ohio State University. Sie erhalten die Auszeichnung „für experimentelle Methoden zur Erzeugung von Attosekunden-Lichtpulsen für die Untersuchung der Dynamik von Elektronen in der Materie“.

Veranstaltungshinweis

Sowohl die Pressekonferenz mit den Preisträgern, die Nobelpreisvorlesung als auch die Verleihungszeremonie selbst werden als Live-Stream übertragen: Nobelpreiswoche

Witterungsbedingt startet Krausz voraussichtlich etwas verspätet in seine „Nobelwoche“. Seine ersten offiziellen Auftritte finden demnach nicht wie zunächst geplant am Mittwoch, sondern am Donnerstag statt: Um 9.30 Uhr steht die Pressekonferenz der drei Physik-Laureaten gemeinsam mit den Preisträgern für Chemie und Wirtschaftswissenschaften an der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften an. Viel Zeit dafür gibt es nicht, für Fragen an Agostini, L’Huillier und Krausz, die Chemie-Laureaten Moungi Bawendi, Louis Brus und Alexei Jekimow und die Preisträgerin in den Wirtschaftswissenschaften Claudia Goldin sind 30 Minuten vorgesehen.

Nobelpreis-Lecture

Am Freitag (8.12.) folgt um 9.00 Uhr die Nobelpreis-Lecture der drei Physik-Preisträger in der Aula Magna der Universität Stockholm. L’Huillier wird dabei über den „Weg zu Attosekundenpulsen“ referieren, Agostini über die „Entstehung eines Attosekunden-Pulszuges“ und Krausz über „Attosekundenphysik: Erforschung subatomarer Bewegungen“. Freitagabend steht noch das Nobelpreis-Konzert zu Ehren der Preisträger im Konzerthaus von Stockholm an. Am Pult des Royal Stockholm Philharmonic Orchestra steht der finnische Dirigent Esa-Pekka Salonen mit Werken von Boccherini, Brahms und Ravel, als Solistin spielt die deutsche Violinistin Julia Fischer.

Apropos Kunst: Eine der insgesamt 17 Lichtinstallationen des alljährlichen Festivals „Nobel Week Lights“ vom 2. bis 10. Dezember in Stockholm wurde von den Attosekunden-Lichtpulsen der diesjährigen Physik-Nobelpreisträger inspiriert. Mit dem Kunstwerk „Spectral Scaffold“ (Spektral-Gerüst) wollen vier Absolventen des Beckmans College of Design in Lidingö (Schweden) eine „verlangsamte und vergrößerte Version der Attosekundenpulse“ darstellen.

Auch in der Herbstausstellung des Nobelpreismuseums, die sich der Welt der Pilze aus künstlerischer und wissenschaftlicher Sicht widmet, findet sich Bezug zu Österreich: In der Schau „Fungi – In Art and Science“ sind drei BioArt-Werke der britischen Künstler Anna Dumitriu und Alex May zu sehen. Diese stammen aus der vom Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) finanzierten Ausstellungsreihe „Fermenting Futures Series“, die u.a. im Wiener Künstlerhaus gezeigt wurde.

Verleihung am 10. Dezember

Am Samstag steht ein botschaftsübergreifender Empfang für Krausz am Programm. Die deutsche Botschaft in Stockholm lädt in Kooperation mit der ungarischen und österreichischen Botschaft zu einer Podiumsdiskussion mit dem Nobelpreisträger. Dies ist ganz im Sinne der europäischen Gesinnung des Physikers, der anlässlich der Bekanntgabe der Auszeichnung betont hatte, von allen drei Ländern in verschiedenen Phasen seiner Karriere gleichermaßen wichtige Impulse bekommen zu haben.

Ö1-Sendungshinweis

In die Fachgebiete der heurigen wissenschaftlichen Nobelpreisträger können sich Interessenten in den kommenden Tagen im ORF-Radio Ö1 einführen lassen. Im Rahmen der Sendung „Dimensionen“ (jeweils ab 19.05 Uhr) stehen am heutigen Dienstag die Arbeiten von Krausz, L’Huillier und Agostini im Fokus. Am Mittwoch und Donnerstag geht es dann um die Preisträger aus den Bereichen „Chemie“ und „Wirtschaft“.

Die Verleihung der wohl begehrtesten wissenschaftlichen Auszeichnung findet am Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, dem 10. Dezember, statt: Der schwedische König Carl XVI. Gustaf überreicht ab 16.00 Uhr die Nobelpreis-Urkunde und -Medaille im Stockholmer Konzerthaus. Auch Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) plant an der Verleihungszeremonie teilzunehmen.

Im Anschluss an die Verleihung gibt es das Nobelpreis-Bankett im Stockholmer Rathaus, das heuer sein 100-jähriges Bestehen feiert. Heuer versucht man, mit dem sehr strengen, traditionellen Ablauf des Banketts zu brechen: Üblicherweise werden die Gäste erst nach dem Essen zum Tanz in den Goldenen Saal gebeten, doch heuer wolle man musikalisch in „Groove oder Rhythmen eintauchen“, etwa durch die Beteiligung der schwedischen Jazz- und Funk-Band Blacknuss, und „versuchen, die Gäste zum Tanzen zu animieren, während sie noch an ihren Tischen sitzen“, heißt es seitens der Nobel-Stiftung. Neben Funkrhythmen sorgen Musiker der Västerås Sinfonietta, ein schwedischer Mädchenchor aus Västerås und Opernsängerin Elisabeth Meyer für die musikalische Untermalung.

Für Krausz ist mit der Preisverleihung das Programm noch nicht vorbei. Am Montag (11.12.) wird sich das Nobelpreismuseum mit der Internationalen Raumstation ISS verbinden und Krausz gemeinsam mit dem Chemie-Laureaten Moungi Bawendi ein Gespräch mit dem dänischen ESA-Astronauten Andreas Mogensen führen.