Junge Frau liegt mit Schal und Decke auf Couch und schneutzt sich in ein Taschentuch. Im Bildvordergrund: Medikamente und ein Glas Wasser.
Subbotina Anna – stock.adobe.com
Subbotina Anna – stock.adobe.com
Infektionen

Covid-Welle so hoch wie nie

41.690 Personen sind in Österreich in der Vorwoche laut Österreichischer Gesundheitskasse mit Covid-19 krankgeschrieben worden, hinzu kommen noch über 90.000 Krankenstände wegen grippaler Infekte. Der Immunologe Andreas Bergthaler plädiert angesichts der bisher höchsten Covid-Welle nun dafür, eine Art „Viruswetterbericht“ zu erstellen.

Dass die CoV-Infektionszahlen derzeit so hoch sind wie noch nie, zeigt auch das Abwassermonitoring. Seit Wochen steigt die Kurve des Virussignals im Abwasser steil nach oben: ganz besonders wieder in Wien und Niederösterreich – aber auch in den meisten anderen Regionen, wie man im Dashboard zum Abwassermonitoring deutlich sehen kann.

Gemessen wird die Viruslast in Millionen Genkopien pro Einwohnerin, Einwohner und Tag: Wien hält derzeit bei einem Wert von 800, der höchste hier bisher gemessene Wert lag bei 600, während der Welle im Sommer 2022. Dieses Abwassersignal sei in den vergangenen Tagen weiter gewachsen, sagt der Virologe und Immunologe Bergthaler von der Medizinuni Wien: Das sei „eine Welle, die in der Form und in der Höhe in der Pandemie wahrscheinlich bisher noch nicht zu sehen war“.

Ansteckungsrisiko steigt weiter

Auffällig sei, dass die Pirola-Subvarianten an Wachstum gewinnen. Bei Pirola handelt es sich um eine Omikron-Variante, die besonders ansteckend ist. Es gebe aber keinen Anhaltspunkt, dass sich der Krankheitsverlauf ändert. Diese neuen Varianten machen derzeit bereits fünfunddreißig Prozent des Infektionsgeschehens, das über das Abwasser gemessen wird, aus, sagt der Immunologe.

Damit steige auch die Wahrscheinlichkeit, dass man sich ansteckt – außer wenn man Schutzmaßnahmen ergreift. Dazu zähle etwa das Masketragen – eine Entscheidung, die jeder und jede einzelne treffen kann. Sinnvoll wäre es auch, Testmöglichkeiten anzubieten und einen erleichterten Zugang für Impfungen zu schaffen, so der Forscher. Die Anzahl der bisher in diesem Jahr verimpften Dosen sei jedenfalls verschwindend gering.

„Viruswetterbericht“ gefordert

Bergthaler plädiert außerdem dafür, eine Art „Viruswetterbericht“ zu entwickeln, den man täglich abrufen kann. Denn die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren, hänge von verschiedensten Parametern ab, etwa ob man sich in einem Innenraum aufhält, mit wie vielen Personen man sich dort befindet, aber auch die Wetterlage und das Infektionsgeschehen insgesamt spielen eine Rolle.

Auch seitens der EU gebe es bereits den Wunsch, all diese Daten zusammenzuführen, und – ähnlich wie bei einem Wetterbericht – zu warnen, ob für die kommenden Tage ein besonders hohes Infektionsrisiko besteht. Das wäre also eine Art Viruswarnung, auch im Hinblick auf andere Krankheiten wie Influenza und RSV, das respiratorische Synzytial-Virus – eine weitere Atemwegserkrankung. So könnte man versuchen, eine gute Entscheidungsgrundlage für persönliche Vorsichtsmaßnahmen zu liefern.

Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass die epidemiologischen Daten möglichst genau vorliegen, so der Forscher, damit man daraus die Wahrscheinlichkeit berechnen kann, wie groß das Infektionsrisiko derzeit gerade ist.