Abwasser in Kläranlage
APA/HERBERT-PFARRHOFER
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Abwasseranalyse

Covid-Welle: Höhepunkt überschritten

Rund 300.000 Menschen in Österreich sind derzeit im Krankenstand, knapp 42.000 wegen einer CoV-Infektion. Doch nun gibt es erste Anzeichen, dass diese Welle abflaut. Dafür breiten sich Influenza und RSV-Infektionen dynamisch aus.

„Es gibt in mehreren Kläranlagen im ganzen Land erste Signale, dass die aktuelle Corona-Welle ihren Höhepunkt überschritten hat“, sagt der Molekularbiologe Ulrich Elling. Er untersucht das Abwasser regelmäßig auf Reste von Sars-CoV-2 und anderen Viren. Die Schneeschmelze könnte die Daten zwar leicht verzerren: „Wenn sehr viel Wasser anfällt, ist das Abwasser natürlich stark verdünnt. Das weiß man und korrigiert. Aber wenn man sehr stark korrigieren muss, kann man manchmal ein bisschen daneben liegen.“ Dennoch sieht Elling die Spitze der aktuellen Covid-Welle überschritten.

Große Dynamik bei Influenza und RSV

Offen ist aus seiner Sicht, ob und wie sich die neue CoV-Variante JN.1 auswirken wird, die sich derzeit stark ausbreitet. Sie könnte die Welle noch in die Länge ziehen oder in einigen Wochen zu einer weiteren Spitze führen. Gleichzeitig beobachtet er aber auch, dass Influenza und RSV, das ebenfalls schwere Lungeninfektionen auslösen kann, stark zunehmen.

„Influenza wird aufgrund der großen Dynamik heuer wahrscheinlich schon zu Weihnachten den Höchststand erreichen. RSV ist jetzt schon höher zum Beispiel als letztes Jahr“, so Elling. Er erwartet, dass sich die CoV-Welle heuer mit Influenza und RSV überlappen werde. „Das ist immer die große Sorge, was auch die Hospitalisierungen angeht.“

Grafik zum Verlauf beim CoV-Abwassermonitoring
APA

Keine Echtzeitdaten zu den Spitälern

Bei den Daten zu den Hospitalisierungen sollte aus Sicht des Molekularbiologen nachgebessert werden, konkret beim Sari-Dashboard, also jener Website, die einen Überblick über Menschen mit Atemwegserkrankungen in den Spitälern liefert: „Schön wäre es, wenn Patientinnen und Patienten schon bei Aufnahme ins Krankenhaus im Dashboard erfasst werden. Derzeit ist das immer erst bei Entlassung der Fall.“

Dadurch komme es zu starken Verzögerungen – der aktuelle Stand der Website ist ein Blick auf die Situation vor drei Wochen. Angesichts der vielen Infektionen der letzten Wochen sei mit einem Anstieg der Patientenzahlen jedenfalls noch zu rechnen, so Elling.

Angesichts dessen, aber auch wegen der ansteigenden Influenza- und RSV-Infektionen fordert er von der Gesundheitspolitik, den Fokus stärker auf Impfungen und die Versorgung der Risikogruppen mit Medikamenten – Stichwort Paxlovid, das zuletzt teils nicht in den Apotheken zu bekommen war – zu richten: „Wichtig ist das niederschwellige Impfangebot. Das ist uns in diesem Jahr nicht gut genug gelungen. Und die Paxlovid-Thematik hat ja auch gezeigt, dass wir nicht vorbereitet waren.“