Schlaganfall

Behandlungserfolg abhängig von Tageszeit

Rund 20.000 Menschen erleiden in Österreich jedes Jahr einen Schlaganfall. Eine Studie des österreichischen Stroke-Unit-Registers belegt jetzt, dass bei bestimmten schweren Schlaganfällen der Erfolg der Therapie auch von der Tageszeit abhängig ist. Während der Kernarbeitszeit von Kliniken ist das Ergebnis besser.

In der Akutbehandlung zählt buchstäblich jede Minute. Das Ziel einer optimalen Behandlung beim ischämischen Schlaganfall mit einem Gerinnsel ist die Wiederherstellung des Blutflusses im betroffenen Gefäß im Gehirn. Dafür steht ein enges Zeitfenster zur Verfügung, weil es sonst schnell zur bleibenden Schädigung des betroffenen Gehirnareals kommt.

Die primäre ursächliche Therapiemöglichkeit bei einem durch ein Blutgerinnsel ausgelösten Schlaganfall war und ist die Auflösung des Thrombus durch die Infusion des Biotech-Medikaments rtPA. Bei bestimmten großen ischämischen Schlaganfällen – auch wenn diese Behandlung nicht erfolgreich ist – wird seit einigen Jahren versucht, den Thrombus durch einen über die Leistenarterie ins Gehirn eingeführten Katheter mechanisch zu entfernen.

Dafür sind rund um die Uhr besetzte Stroke-Units mit den entsprechenden Einrichtungen für die interventionelle Neurologie (endovaskuläre Therapie – EVT; Anm.) erforderlich. In Österreich besteht seit langem eine flächendeckende Versorgung mit spezialisierten Stroke-Units. Die neurologischen Katheterlabors kamen schließlich hinzu.

Alle Schlaganfälle zwischen 2016 und 2020 erfasst

„Die endovaskuläre Therapie (EVT) wurde als hauptsächlicher Teil der Akutbehandlung von Schlaganfällen mit dem Verschluss eines großen Gefäßes (im Gehirn; Anm.) etabliert“, schrieben jetzt Simon Fandler-Höfler und seine Koautorinnen und Koautoren im „Journal of NeuroInterventional Surgery“. Unklar sei aber bisher gewesen, ob sich die Resultate und andere für die Behandlung maßgebliche Faktoren bei Patientinnen und Patienten unterschieden, die innerhalb oder außerhalb der Kernarbeitszeiten in den jeweiligen Spitälern aufgenommen werden.

Deshalb analysierte das Forschungsteam die Daten aller in Österreich zwischen 2016 und 2020 per Katheterintervention behandelten Patientinnen und Patienten mit ischämischen Schlaganfällen. Unterschieden wurde nach dem Zeitpunkt des Beginns der Behandlung (Punktion einer Leistenarterie zur Katheterintervention), also zur Kernarbeitszeit von österreichischen Krankenhäusern zwischen 8.00 Uhr und 14.00 Uhr, von 14.00 Uhr bis 22.00 Uhr und während der Nachtstunden (22.00 Uhr bis 8.00 Uhr früh).

Untersucht wurde die Häufigkeit eines guten Behandlungserfolges (keine verbleibenden Symptome bis leichte Beeinträchtigung; auf der sechsteiligen modifizierten Rankin-Skala Werte 0 bis 2) drei Monate nach dem Schlaganfall sowie andere Parameter.

Bessere Ergebnisse während Kernarbeitszeit

„Wir analysierten 2.916 Patienten (mittleres Alter 74 Jahre, 50,7 Prozent Frauen) die eine EVT bekamen“, so die Fachleute. Insgesamt zeigte sich, dass Patientinnen und Patienten, die mit Verdacht auf einen Schlaganfall zur Kernarbeitszeit ins Krankenhaus kamen, später häufiger von besseren Behandlungsergebnissen profitierten.

„Patienten, die während der Kernarbeitszeit behandelt wurden, wiesen öfter ein gutes Behandlungsergebnis auf (42,6 Prozent) im Vergleich zu Nachmittag/Abend (36,1 Prozent) oder in der Nacht (35,8 Prozent)“, heißt es in der Studie. Die Unterschiede waren statistisch signifikant und zeigten sich auch bei anderen Parametern.

Ein Hauptgrund für die schlechteren Behandlungsergebnisse außerhalb der Kernarbeitszeiten: Bei den Patientinnen und Patienten, die am Nachmittag/Abend oder in der Nacht mit Verdacht auf einen Schlaganfall ins Krankenhaus aufgenommen wurden, dauerte es länger bis zum Beginn der Katheterintervention.

Im Fall des Falles muss es aber schnell gehen. Zunächst sollte bei einem Schlaganfallverdacht sofort die Rettung alarmiert werden. Dann erfolgt der möglichst schnelle Transport in ein Spital mit Stroke-Unit. Sofort sollte dort der Verdacht per Computertomografie und Laboruntersuchungen abgeklärt werden, um dann die Akuttherapie zu starten. Deshalb sind die Ergebnisse der neuen Studie laut den Autorinnen und Autoren auch für eine allfällige Optimierung der Abläufe in Österreich und in anderen Ländern mit ähnlichen Voraussetzungen relevant.