Frau mit Hörgerät am Ohr
Dragana Gordic – stock.adobe.com
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Sterberisiko

Länger leben dank Hörhilfe

Nach Schätzungen lebt hierzulande etwa ein Fünftel der Bevölkerung mit einer Hörbeeinträchtigung, bei Menschen ab 65 ist jeder Dritte betroffen. Hörhilfen lehnen viele davon ab. Dabei können diese Depressionen und Demenz vorbeugen. Laut einer neuen US-Studie sinkt außerdem das allgemeine Sterberisiko im Zeitraum von zehn Jahren um knapp ein Viertel.

Wer schlecht hört, kann nicht mehr so gut am Sozialleben teilnehmen. Betroffene ziehen sich häufig zurück. Die Isolation kann die Entstehung von Depressionen begünstigen. Und im Alter steigt das Risiko für Demenz. Dennoch greifen viele Betroffene nicht zu einer Hörhilfe oder warten sehr lange damit, etwa aus Scham oder auch weil es etwas Geduld braucht, um das richtige Modell zu finden und sich daran zu gewöhnen.

Sterberisiko um ein Viertel niedriger

Eine soeben im Fachmagazin “The Lancet Healthy Longevity" erschienene Studie liefert nun weitere Argumente, warum man sich doch dazu durchringen sollte. Ein Team um Janet Choi von der University of Southern California hat dafür Daten von 10.000 Erwachsenen aus dem „National Health and Nutrition Examination Survey“ aus dem Zeitraum von 1999 bis 2012 verwendet. Sie hatten audiometrische Tests durchlaufen und Fragen zur Verwendung von Hörhilfen beantwortet. Mehr als 1.800 Testpersonen litten an einer Hörschwäche, nur 237 davon trugen regelmäßig ein Hörgerät.

In den folgenden zehn Jahren wurde der Gesundheitszustand von den Forschern und Forscherinnen beobachtet. „Wir stellten fest, dass jene Erwachsenen, die regelmäßig Hörhilfen verwendeten, ein 24 Prozent geringeres Sterberisiko hatten als jene, die nie eines trugen“, erklärt Choi in einer Aussendung ihrer Universität. Die Korrelation war unabhängig vom Grad der Schwerhörigkeit. Auch Einflussfaktoren wie Alter, Bildung und Einkommen spielten laut der Studie keine Rolle.

Hürden überwinden

Warum das Hörgerät der Gesundheit anscheinend insgesamt hilft, wurde nicht im Detail untersucht. Choi vermutet, dass es mit dem Depressions- und Demenzrisiko zu tun hat. Verbesserungen bei der psychischen Verfassung sowie beim Denken seien wahrscheinlich der allgemeinen Gesundheit zuträglich.

Die Medizinerin hofft, dass die Ergebnisse mehr Betroffene motivieren, eine Hörhilfe zu tragen. Sie kenne die zahlreichen Herausforderungen aus eigener Erfahrung, berichtet sie in der Aussendung. Geboren mit einer Hörschwäche im linken Ohr, habe sie sich erst mit über 30 für ein Hörgerät entschieden. Es habe dann noch einmal ein paar Jahre gedauert, bis sie ein passendes Gerät für sich gefunden hat.