Caudipteryx, Dinosaurier
Elenarts – stock.adobe.com
Elenarts – stock.adobe.com
Dinosaurier

Flügel halfen bei Insektenjagd

Flugunfähige Dinosaurier könnten ihre Flügel und Federn zum Aufschrecken ihrer Beute genutzt haben. Dieser Hypothese ging nun ein Forschungsteam aus Südkorea nach – mit einem eigens gebauten Roboter und Heuschrecken.

Fossile Funde aus der Jurazeit zeigen, dass eine Gruppe von flugunfähigen Dinosauriern – die Pennaraptoranen – Prototypen von Flügeln an den Vorderbeinen und am Schwanz hatten. Diese Flügel waren allerdings zu klein, um damit zu fliegen. Die Frage, was die Saurier damit gemacht haben, ist bis heute nicht restlos geklärt.

Eine erste Theorie lieferte der US-Paläontologe Harold Ostrom vor etwa 50 Jahren: Kleine, am Boden lebende Dinosaurier könnten ihre kurzen Flügel dazu genutzt haben, ihre Beute – Insekten – damit zu erschlagen. Diesen Ansatz verfolgte nun ein Forschungsteam der Staatlichen Universität Seoul und ergänzte ihn um einen weiteren Aspekt: Die Federn dienten wohl auch dazu, Insekten aufzuschrecken und so aus ihren Verstecken in Wiesen und Büschen zu locken und dann zu jagen.

Zusammenspiel von Federkleid und Insekten

Diese „Flush-Pursue“-Hypothese (dt. Aufschrecken und Verfolgen) beschreibt das Forschungsteam in der Studie, die nun im Fachjournal „Scientific Report“ erschienen ist. Anhand von Feldstudien zog das Team Parallelen zum Jagdverhalten von heute existierenden insektenfressenden Vögeln. Manche Arten, zum Beispiel die Spottdrossel, haben auffallende Muster an den Schwanzfedern und auffällig gezeichnete Flügel. Durch Aufklappen der Flügel oder Flattern werden Insekten aufgescheucht und sind so leichtere Beute für die Vögel.

Dinosaurierroboter Versuch mit Insekten
CHRISTOPHE HENDRICKX. USED UNDER THE TERMS OF THE CREATIVE COMMONS LICENSE (CC BY-SA 3.0)
Mit einem Roboter und Heuschrecken wurde die Hypothese getestet

Aber nicht nur das Gefieder spielt eine Rolle: Es liege, so das Forschungsteam, vereinfacht gesagt, auch an den Insekten. Deren Fluchtreflex sei noch stärker, wenn zur Bewegung auch Flügel und Federn mit Mustern und Farben im Spiel sind. Um dieser Hypothese nachzugehen, wurde ein Roboter gebaut: „Robopteryx“. Vorbild dafür war Caudipteryx. Diese Saurierart existierte vor etwa 124 Millionen Jahren – ein zweibeiniges Raubtier, groß wie ein heutiger Pfau.

Die Roboternachbildung wurde mit Federn an den Stellen ausgestattet, an denen sie auch sein Vorbild aus der Kreidezeit hatte. Dann kamen die Heuschrecken ins Spiel. Bewegte der Roboter die künstlichen Flügel, sprangen und flogen bei mehreren Versuchen 97 Prozent der Heuschrecken davon. Bewegte sich der Roboter ohne Federn, verharrte mehr als die Hälfte der Heuschrecken ruhig.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass diese Ergebnisse die „Flush-Pursue“-Hypothese stützen. Damit könnte es einen weiteren Forschungsansatz geben, warum sich Flügel und gefiederte Schwänze bei Dinosauriern entwickelt haben.