Schimpanse im Gebüsch
Stefanie Heinicke, CC-BY 4.0
Stefanie Heinicke, CC-BY 4.0
Hitzewellen

Menschenaffen ändern Verhalten

Gorillas, die sich weniger bewegen, und Schimpansen, die sich in Wasserlöcher zurückziehen: In Afrika ändern Menschenaffen bereits jetzt ihr Verhalten, um sich an steigende Temperaturen anzupassen. Das könnte aber bald nicht mehr ausreichen.

Seit 1985 wurde der Bestand an Menschenaffen (Hominiden) in Afrika drastisch weniger, und zwar um 60 Prozent. Der Lebensraum für Gorilla und Schimpanse wurde durch Abholzung der Regenwälder kleiner. Die Tiere sind für Wilderer begehrte Jagdtrophäen und: Die Auswirkungen des Klimawandels setzen den Affen immer mehr zu. Das zeigt eine Studie, die nun in der Fachzeitschrift „PLOS Climate“ veröffentlicht wurde.

Ein Forschungsteam der Haramaya-Universität in Äthiopien unter der Leitung von Razak Kiribou erfasste Temperaturen und Niederschlagsmengen der vergangenen Jahre in 363 Gebieten in ganz Afrika. Berechnet wurde dann, wie sich ein Anstieg der Temperatur von zwei oder auch drei Grad in naher Zukunft (bis 2050) und langfristig (2071 bis 2099) auswirken könnte. Hitzewellen, Dürreperioden und Ernteausfälle würden um ein Vielfaches mehr. Soweit nicht überraschend. Für Affenpopulationen könnte es jedoch um den Fortbestand gehen.

Zwei Bonobos im Gebüsch
AFP/MARTIN SURBECK
Menschenaffen als „Gärtner“ des Regenwaldes

Gestörter Rhythmus

Schon jetzt müssen Affen mit steigenden Temperaturen kämpfen: Zwischen 2006 und 2017 wurden überdurchschnittlich hohe Temperaturen verzeichnet. Gorillas und Schimpansen begannen, sich anders zu verhalten. Schimpansen, üblicherweise tagaktive Tiere, waren etwa vorzugsweise in der Nacht unterwegs, um nach Nahrung zu suchen. Zur Abkühlung zogen sie sich tagsüber in Wasserlöcher zurück.

Gorillas wurden träger, bewegten sich weniger und brauchten mehr Wasser. Steigen die Temperaturen weiter, würde sich das noch stärker auswirken: Die Tiere wären weniger fruchtbar und anfälliger für Krankheiten. Vermutlich mehr Tiere würden verenden, so das Forschungsteam. Naturschutz sollte künftig einen zusätzlichen Schritt setzen – oder mit den Worten des Forschungsteams: „Unsere Studie zeigt, dass die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels dringend in die Schutzplanung für afrikanische Menschenaffen einbezogen werden muss.“

Gorilla und Schimpanse zählen zu den Schirmarten: Sie schützen durch ihre Existenz andere Tiere und Pflanzen und erhalten damit die Artenvielfalt am Leben. Menschenaffen gelten auch als „Gärtner“ des Regenwaldes. So baut sich der Gorilla Nacht für Nacht einen neuen Schlafplatz, ein Nest. Dafür entfernt er von den Bäumen morsche Äste und altes Laub. Der Schimpanse, der sich vorwiegend von Früchten ernährt, verbreitet über seine Ausscheidungen Früchtesamen über weitere Strecken.