Ein Foto des revitalisierten Riffs vor Indonesien.
Ines Lange
Ines Lange
Meeresbiologie

Korallenriffe erholen sich schnell

Korallenriffe gehören zu den schönsten, aber auch am stärksten bedrohten Ökosystemen der Weltmeere. Vor allem das warme und saure Wasser setzt ihnen zu. Nun ist es Forscherinnen und Forschern gelungen, ein großes Riff in Indonesien zu revitalisieren – ein Erfolg, der Hoffnung gibt.

Erst diese Woche hat die Umweltorganisation Coral Watch auf die großflächige Korallenbleiche vor der Küste Australiens aufmerksam gemacht. An manchen Stellen seien schon bis zu 80 Prozent der Korallen ausgebleicht, hieß es da. Die Bleiche ist eine mögliche Vorstufe zum gänzlichen Absterben der Blumentiere. Das bis zu 30 Grad warme Wasser macht diesen erheblich zu schaffen.

Wiederbelebung einer Wüste

Die Klimaerwärmung sei der größte Feind der Korallen, bestätigt auch die Meeresbiologin Ines Lange. Aber wenn es gelingen würde, diese Entwicklung einzubremsen, könne man Korallenriffe auch relativ schnell wieder revitalisieren, wie sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen am Beispiel eines Riffs vor Indonesien zeigte. Die Ergebnisse wurden in einer Studie im Fachjournal „Current Biology“ veröffentlicht.

Das Korallenriff vor Sulawesi vor und nach der Revitalisierung
Ines Lange
Vorher und nachher: Innerhalb von vier Jahren ist aus einer Unterwasserwüste ein funktionierendes Ökosystem geworden

Im Zentrum des Interesses der Wissenschaft stand das Mars Coral Reef Restoration Programme vor der indonesischen Insel Sulawesi. Vor wenigen Jahren war das Korallenriff dort komplett zerstört und glich einer Wüste – nicht aufgrund des Klimawandels, sondern durch Dynamitfischerei vor bis zu 40 Jahren. Man warf Sprengsätze ins Wasser, um durch die Explosion die Fische an die Oberfläche zu treiben. Mittlerweile ist diese Methode verboten, die Korallenriffe aber waren zerstört. Um sie wiederzubeleben, arbeiteten die Meeresbiologen mit sternförmigen Strukturen aus Stahl, beschreibt Lange im Ö1-Interview: „Sie werden mit Sand überzogen und dann gesunde Korallenfragmente darauf befestigt.“

Transplantation der Korallen

Die Stahlkonstruktionen werden von Tauchern auf dem Meeresboden befestigt, die Korallen also in gewisser Weise durch die Stahlsterne ins Meer transplantiert – mit großem Erfolg innerhalb weniger Jahre: „Nach nur vier Jahren wachsen die restaurierten Riffe genauso schnell wie die gesunden Riffe in der Nähe. Das ist eine unglaublich schnelle Erholung, die wir so nicht erwartet haben“, so die Meeresbiologin. Mit der richtigen Methode und dem richtigen Ort könne man mit Restaurierung viel verändern.

Aufnahmen der Meeresbiologin Ines Lange bei einem Tauchgang am revitalisierten Riff vor Indonesien.

Die Erholung ist in mehreren Phasen verlaufen: Nach einem Jahr entwickelten sich die Korallenfragmente schon in Kolonien, nach zwei Jahren verzweigten sie sich mit ihren Nachbarn. „Nach vier Jahren hat man oft schon gar nicht mehr gesehen, dass es kein natürliches Riff ist, sondern restauriert wurde“, beschreibt Lange. Nicht nur die Korallen selbst sind nachgewachsen, es habe sich ein voll funktionierendes Ökosystem mit Besiedelung durch zahlreiche Fisch- und Schneckenarten gebildet.

„Wir werden auf jeden Fall den Temperaturanstieg einschränken und großflächig etwas gegen den Klimawandel tun müssen“, betont Lange. Die aktuelle Studie zeigt: Wenn das gelingt, gibt es Methoden, wie man Riffe wieder aufbauen und innerhalb kurzer Zeit zum Erblühen bringen kann.

Dieser Beitrag begleitet das Ö1-Mittagsjournal am 9. März 2024.