Eine Frau schläft im Bett
Getty Images/Mladen Zivkovic
Getty Images/Mladen Zivkovic
Weltschlaftag

Wie Hormone Schlaf von Frauen stören

Wenn der Hormonhaushalt während der Schwangerschaft und der Menopause durcheinandergerät, haben viele Frauen Schlafprobleme. Forscherinnen der Universität Salzburg untersuchen nun in einer Langzeitstudie, was dabei im Körper passiert – und auch, ob sich der gestörte Schlaf auf die Gedächtnisleistung auswirkt.

Viele Frauen berichten in der Schwangerschaft über Schlafmangel und Vergesslichkeit. Das könnte zusammenhängen, vermuten die Forscherinnen rund um die Psychologin Kerstin Hödlmoser von der Universität Salzburg. Sie bereiten die erste Langzeitstudie zu Schlaf und Gedächtnis bei Schwangeren vor, Teilnehmerinnen werden noch gesucht. Während einer Schwangerschaft verändert sich der Hormonhaushalt im Köper einer Frau. Ein zentrales Hormon ist zum Beispiel Progesteron.

Im ersten Drittel der Schwangerschaft steigt der Progesteronspiegel bereits an und viele Frauen berichten von erhöhter Müdigkeit. Doch im Laufe der Schwangerschaft steigt das Hormon weiter an und gerade gegen Ende, wenn das Progesteron einen einzigartigen Höhepunkt erreicht, schlafen viele Frauen schlecht, erklärt Hödlmoser.

Ein Grund dafür könnte sein, dass das Progesteron gegen Ende der Schwangerschaft einen Spitzenwert erreicht, bei dem sich die Auswirkungen auf die Schlafqualität ins Gegenteil verkehren und das Hormon zu schlechterem Schlaf führt.

Studie untersucht Hormone, Schlaf und Gedächtnis

Doch die Gründe können auch ganz woanders liegen: Etwa, dass sich das Baby viel im Bauch der Mutter bewegt und ihren Schlaf beeinträchtigt, ebenso psychischer Stress oder nächtlicher Harndrang.

Hödlmoser und ihr Team planen nun erstmals 20 schwangere und 20 nichtschwangere Frauen in einer Langzeitstudie zwölf Monate lang zu beobachten. Sie vermessen den Schlaf anhand von fünf Aspekten: mit einem Bewegungssensor und einer Gehirnstrommessung, sowie mit Fragebögen über das subjektive Schlafempfinden, mit dem Hormonspiegel und auch mit Gedächtnistests.

Vergesslichkeit durch Schlafmangel?

Im Zentrum der Studie steht nicht nur die Schlafqualität, sondern auch die Gedächtnisleistung schwangerer Frauen. Viele Frauen berichteten nämlich über Gedächtnisstörungen während der Schwangerschaft, und das könnte in Zusammenhang mit den Schlafproblemen stehen, so Hödlmoser.

Man wisse, dass während des Schlafs spezielle hirnphysiologische Vorgänge stattfinden, die für die Speicherung von neu gelernten Gedächtnisinhalten notwendig sind. „Wir möchten jetzt die schwangere Frau sozusagen als Modell heranziehen und uns diese Vorgänge während des Schlafs genauer anschauen“, so Hödlmoser.

Wechseljahre sind oft schlaflose Jahre

Auch in der Menopause haben viele Frauen Schlafprobleme, und auch sie berichten immer wieder von Vergesslichkeit oder Konzentrationsproblemen. Auch hier fehlen Langzeitstudien, um den Zusammenhang zwischen Schlafproblemen und Gedächtnisproblemen beweisen zu können. Klar sei aber, dass es in den Wechseljahren aufgrund des Absinkens des Progesteronspiegels zu Schlafproblemen kommen kann, so die Psychiaterin Stephanie Krüger vom Zentrum für seelische Frauengesundheit in Berlin.

Progesteron beruhigt, denn es interagiert mit dem Beruhigungssystem im Gehirn, und das wiederum ist eng ans mentale Schlafzentrum gekoppelt. „Wenn man weniger Progesteron im Blut hat, gelangt weniger ins Blut und das kann dann weniger im Beruhigungssystem bewirken“, so Krüger. Die Folge sei oftmals ein gestörter Schlaf, etwa zu frühes Aufwachen oder Durchschlafprobleme.

Östrogenmangel lässt schwitzen

Auch das Östrogen spiele eine wichtige Rolle beim Durchschlafen, sagt die Psychiaterin. Wenn der Östrogenspiegel in den Wechseljahren sinkt, steigen die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Das kann besonders nachts zu Hitzewallungen führen, die den Schlaf unterbrechen.

Ob und wie sich Schlafprobleme während der Wechseljahre zeigen, sei aber von Frau zu Frau unterschiedlich, so Krüger. Entscheidend sei auch eine genetische Vorbelastung, und nicht immer sind die Hormone schuld an den Schlafproblemen. Deshalb sollten auch psychische Belastungen abgeklärt werden, bevor man eine medikamentöse Behandlung beginnt.