Donauinsel in Wien im heißen Sommer
ORF.at/Roland Winkler
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Klimaerwärmung

Hitze im April bald die Norm

Nach dem wärmsten März in der Messgeschichte könnten auch im April einige Hitzerekorde fallen. Dass es schon Anfang April zu knapp 30 Grad kommt, wird laut Klimaforscher Marc Olefs kein Einzelfall bleiben. Neben etlichen anderen Faktoren haben daran auch Naturschutzbemühungen ihren Anteil, denn die klarere Luft in Österreich lässt mehr Sonnenstrahlen durch.

In Österreich kam es vor Kurzem zu einer Premiere: „Wir hatten noch nie zwei Monate hintereinander, die die wärmsten in der Messgeschichte waren. In der letzten Zeit war das aber gleich zweimal der Fall“, erklärt der Klimaforscher Marc Olefs von Geosphere Austria gegenüber science.ORF.at. Sowohl im September und Oktober 2023 als auch im Februar und März 2024 verzeichneten Messstationen die wärmsten auf den jeweilige Monat bezogenen Durchschnittstemperaturen seit dem Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1767.

Der Trend der überdurchschnittlich warmen Temperaturen könnte sich auch im April fortsetzen. „Wir sehen in der langfristigen Temperaturentwicklung, dass alle Jahreszeiten wärmer werden und dass sich das Sommerhalbjahr immer weiter in die Randmonate ausdehnt“, so Olefs. Das führt dazu, dass die Übergangszeiten zwischen dem Winter und dem Sommer kürzer ausfallen und sich die Temperaturen im Frühling schneller erhöhen.

Klimaerwärmung macht sich bemerkbar

Für den Klimaforscher ist es daher auch keine große Überraschung, dass die Wetterprognosen schon für die ersten Tage des heurigen Aprils Temperaturen von bis zu 30 Grad vorhersagen. Von einem Einzelfall könne man dabei jedenfalls nicht mehr sprechen, denn vor allem in Zukunft werden die sommerlichen Frühlingstemperaturen wahrscheinlich zur Norm. „Künftig müssen wir mit solchen raschen Übergängen vom Winter- ins Sommerhalbjahr auf jeden Fall immer wieder rechnen.“

Die Zahl der Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad wird in den nächsten Jahrzehnten in weiten Teilen Österreichs stark steigen. Auch dabei lässt sich ein deutlicher Trend erkennen: „Der Termin für den ersten Hitzetag im Jahr ist in den vergangenen Jahrzehnten immer früher gekommen“, so Olefs. Bisher liegt der Rekord in Österreich bei Ende April – dazu kam es etwa in den Jahren 2012 und 2018. Heuer könnte der erste Hitzetag jedoch durchaus früher stattfinden, vermutet der Klimaforscher.

Treibhausgase und Aerosole

Hauptverantwortlich für die immer früher einsetzende Hitze sei die zunehmende Menge an Treibhausgasen in der Luft. Wie ihr Name verrät, wirken sie als eine Art Barriere, die Sonnenstrahlen zwar zur Erde durchdringen lässt, die Hitze danach jedoch daran hindert, wieder aus der Atmosphäre zu entweichen.

Überraschender ist hingegen, dass auch bestimmte Naturschutzbemühungen zu den steigenden Temperaturen beitragen. „Ein Grund für die sehr raschen Temperaturanstiege, die wir jetzt gerade in Nordeuropa und Nordamerika beobachten, ist die Tatsache, dass gleichzeitig mit der Zunahme an Treibhausgasen die Aerosole deutlich weniger geworden sind – die Luft ist klarer geworden“, erklärt Olefs.

Die saubere Luft in Österreich sei Reinhaltemaßnahmen zu verdanken, die um die 1980er-Jahre starteten. Für die Umwelt und die Menschen ist das klar von Vorteil, denn mit dem Einatmen der verschiedenen Aerosole stehen auch gesundheitliche Probleme, wie etwa Atemwegserkrankungen in Verbindung. Da die kleinen Partikel in der Luft aber auch Sonnenlicht reflektieren und so die Hitze gewissermaßen abblocken, führt ihre Abnahme gleichzeitig zu steigenden Temperaturen.

„Das Mehr an Strahlung, das wir jetzt wegen des Übergangs zum Frühjahr auf natürliche Weise genießen, weil die Sonne immer höher steht, wird nicht mehr abgeblockt. Wir müssen also auch in Zukunft mit einem rascheren Temperaturübergang vom Winter- auf das Sommerhalbjahr rechnen“, so Olefs.

Saubere Luft trotzdem von Vorteil

Die Aerosole in der Luft zu lassen, um damit die Temperaturen zu senken, sei jedenfalls keine Option. Im Gegenteil: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Luft noch sauberer wird – vor allem auch in anderen Teilen der Welt, wo das noch nicht der Fall ist.“

In Gebieten, wo die Aerosolkonzentrationen bisher weitgehend ignoriert wurden, sei damit zu rechnen, dass sich mit verschiedenen Luftreinhaltemaßnahmen ebenfalls eine raschere Erwärmung der Temperaturen einstellt. Umso wichtiger wäre es laut dem Klimaforscher, bei den Treibhausgasen anzusetzen und sie effektiver aus der Atmosphäre zu vertreiben. „Wir dürfen ja nicht vergessen: Der letztliche Grund, warum wir langfristig eine Erwärmung und diese massiven Folgen des menschengemachten Klimawandels spüren, sind ja eben die Treibhausgase, die diese Wärme in der Erdatmosphäre zurückhalten.“

Kälteeinbruch wäre problematisch

Ob es im heurigen Frühling noch einmal richtig kalt wird, kann Olefs derzeit nicht genau abschätzen. Spätfrost sei aber grundsätzlich bis Ende Mai möglich, der dann vor allem für die Pflanzen zum Problem wird. Viele davon, etwa die österreichischen Marillen, stehen aufgrund der bisherigen Temperaturverhältnisse bereits in voller Blüte – ein Kälteeinbruch wäre daher auch für die heurigen Erträge in der Landwirtschaft sehr problematisch.