Laubbäume, Wald
APA/BARBARA GINDL
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Wälder auch für Städte wichtig

Am Sonntag startet die Generalversammlung der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) in Wien. Dort diskutieren eine Woche lang etwa 20.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Unter anderem geht es um Maßnahmen gegen die steigenden Temperaturen in den Städten. Dabei spielen auch Wälder eine wichtige Rolle.

Die Waldfläche in den österreichischen Städten hat sich in den letzten Jahren kaum verändert. Denn die meisten Bäume stehen an Parkflächen, Verkehrsadern oder in den Gärten der Stadtbewohner und Stadtbewohnerinnen. Auch in Wien, wo es mit dem Wienerwald noch einen richtigen Wald innerhalb der Stadtgrenzen gibt, hat es keine großen Veränderungen gegeben. Denn die Nutzflächen werden immer wieder aufgeforstet.

Doch gerade in den Stadtzentren sei es oft schwierig, einen Wald zu implementieren, „obwohl es gerade dort sehr notwendig wäre“, mahnt Viktor Bruckman von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Bruckman ist Sektionsvorsitzender für Energie, Ressourcen und Umwelt der EGU, die kommende Woche ihre Jahrestagung in Wien abhält.

Vielseitige positive Effekte

Ein Wald in der Stadt bringt nämlich viele positive Effekte mit sich. Allein die Farbe Grün habe schon eine beruhigende Wirkung, erklärt Bruckman. Gerade weil Städte immer eher etwas Hektisches haben, sei es entspannend, wenn man aus dem Fenster schaue und etwas Grünes sehe. Neben diesem psychologischen Effekt sei aber vor allem auch die Kühlung der Städte ein wichtiger Aspekt.

Denn ein Baum spende nicht nur Schatten, sondern verdunste auch Wasser, wodurch es einen messbaren und spürbaren Einfluss auf die Temperatur gibt, betont der Experte. Auch die Biodiversität profitiert von einem Wald in der Stadt. Dieser dient als Rückzugsort für viele Tiere, die ansonsten keine andere Möglichkeit haben. Zudem filtern Bäume auch Staub in der Stadt und verbessern so die Luftqualität in der Umgebung. Weiterhin kann die Blattfläche dafür sorgen, dass die Geräusche von zum Beispiel Autos vermindert werden und somit die Umgebung insgesamt ruhiger wird.

Ein Baum besser als kein Baum

Insbesondere für die Biodiversität spielt aber auch die Größe und der Zusammenhang der Waldfläche eine große Rolle. „Generell ist es natürlich so, dass je größer Grünflächen sind, desto stärker wird auch die Wirkung sein“, betont der Wissenschaftler. Denn große und zusammenhängende Waldflächen bieten gerade für Tiere einen besseren Schutz als einzelne Bäume oder kleine Waldflächen. Dennoch hängt die Stärke der Effekte sehr stark auch von der Situation am Standort ab. Insgesamt gilt: besser ein Baum als kein Baum.

Auf die Art kommt es an

Damit die Bäume dann aber auch lange in den Städten überleben, müssen diese gewisse Anforderungen erfüllen. In den Städten gibt es nämlich den Heat Island Effect, der besagt, dass es in den Städten teils deutlich wärmer als im Umland ist. Das liegt vor allem an Asphalt und Beton, da diese tagsüber Wärme speichern und diese nachts wieder freigeben.

Deswegen müssen die Bäume hitzeresistent sein und auch längere Trockenperioden aushalten können. Speziell in Österreich müssen die Baumarten auch Streu- und Auftaumittel im Winter vertragen können. Geeignet seien aufgrund dieser Aspekte insbesondere die Hainbuche und Eichenarten. Auch gebietsfremde Bäume könnten eingesetzt werden. Dabei muss jedoch jede Stadt selbst entscheiden, ob sie auf solche Arten setzen möchte.

Stadtplanung in der Pflicht

Damit es genügend Flächen für Wälder in den Städten gibt, ist vor allem auch die Stadtplanung verantwortlich. Diese müsse sicherstellen, „dass solche Grünflächen zumindest erhalten bleiben können, wenn man die nicht ausbauen kann“, fordert Bruckman. Besser wäre es aber, die Flächen dafür zu vergrößern.

Ein guter Ansatz wird an der Äußeren Mariahilfer Straße in Wien verfolgt. Dort werden bereits ab diesem Sommer 19 neue Bäume gepflanzt und ein zusätzlicher Grünraum von 800 Quadratmetern geschaffen. Damit sowas vermehrt in Städten gemacht werden kann, müssen aber immer anderweitig genutzte Flächen wie zum Beispiel Parkplätze hergegeben werden. Auch wenn durch die Parkplatzsuche dann ein neues Problem entstehe, sei es langfristig für die Gesundheit der Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt besser, einen Baum vor dem Haus zu haben als einen Parkplatz.