Lichter von Shanghai vor dem Covid-19-Ausbruch am 3.01.2020.
Universität St. Gallen
Universität St. Gallen

Wirtschaftseinbruch aus Weltall dokumentiert

Schweizer Forscher haben den Rückgang der Industrieproduktion in China zu Beginn der Coronavirus-Pandemie mit Umweltdaten aus dem Weltraum berechnet. Laut den Ergebnissen verringerte sich die Wirtschaftsleistung deutlich – zugleich auch Luftverschmutzung und Lichtausstrahlung.

In der am stärksten betroffenen Region um Wuhan ging die Luftverschmutzung zwischen 24. Jänner und 21. Februar um 85 Prozent zurück, berichten Forscher der Universität St. Gallen in zwei Studien (hier und hier). Im Durchschnitt hätten sich die Emissionen in China um 38 Prozent reduziert. Für den Zeitraum haben die Forscher einen Verlust von knapp 200 Milliarden Euro für den chinesischen Industriesektor berechnet.

Veränderung der Lichtemissionen in der nordöstlich gelegenen chinesischen Provinz Liaoning zwischen dem 3.1.2020 und dem 22.2.2020. Rot symbolisiert eine Abnahme der Lichtverschmutzung, blau eine Zunahme.
Universität St. Gallen
Veränderung der Lichtemissionen in der nordöstlich gelegenen chinesischen Provinz Liaoning zwischen dem 3.1.2020 und dem 22.2.2020. Rot symbolisiert eine Abnahme der Lichtverschmutzung, blau eine Zunahme.

Satellitenbilder als Alternative zu Statistiken

Staatliche Statistiken kämen als Grundlagen für Entscheidungen von Unternehmen oft zu spät, teilte das Global Center for Entrepreneurship and Innovation der Universität St. Gallen (GCEI-HSG) am Mittwoch mit. Es gebe aber Alternativen, wie die wirtschaftlichen Auswirkungen einer Pandemie „zeitnaher“ beobachtet werden könnten. Dafür seien die öffentlich zugänglichen Daten der europäischen Weltraumorganisation ESA über die Luftverschmutzung in China ausgewertet und mit den Emissions- und Wirtschaftsdaten einer Referenzperiode verglichen worden.

Eine weitere Möglichkeit für ein unabhängiges Wirtschaftsmonitoring biete der Blick aus dem Weltraum auf die Lichtemissionen. Dafür seien Daten des Satelliten-Radiometers VIIRS (Visible/Infrared Imager Radiometer Suite) genutzt worden, der fast täglich die Intensität der Lichtverschmutzung weltweit aufzeichne.

Durch die Messung der Lichtintensität könnten auch nicht-industrielle Aktivitäten wie etwa Transporte zeitnah erfasst werden. Erwartungsgemäß seien die Werte in allen großen chinesischen Städten und auf allen großen Verbindungsstraßen im Jänner und Februar gesunken.