Ein Mann wird geimpft
AFP – THOMAS SAMSON
AFP – THOMAS SAMSON

CoV-Impfung: Keine Spätfolgen zu erwarten

Mehr als 28 Millionen Menschen wurden weltweit bereits gegen Covid-19 geimpft, nennenswerte Nebenwirkungen wurden dabei nicht beobachtet. Dennoch sind viele skeptisch. Grund dafür sind unter anderem Falschmeldungen zu möglichen Spätfolgen – die werden fast immer mit sehr seltenen Nebenwirkungen verwechselt.

In der Europäischen Union sind bereits zwei Impfstoffe zugelassen, einige andere stehen kurz davor oder befinden sich in der letzten Studienphase. Impfstoffe, die an zehntausenden Menschen auf Wirksamkeit und Sicherheit getestet wurden. Auch wenn die Zulassungsstudien stark beschleunigt durchgeführt wurden, seien Langzeitfolgen oder verspätete Nebenwirkungen höchst unwahrscheinlich, sagt der Immunologe Wilfried Ellmeier von der Medizinischen Universität Wien.

Hundertprozentige Sicherheit gebe es nicht, so Ellmeier. Aber die Daten, die jahrzehntelang in der Impfforschung gesammelt wurden, zeigen, dass stark verzögerte Nebenwirkungen, also Spätfolgen, sehr unwahrscheinlich sind. Hinzu komme die Beschaffenheit der beiden bereits zugelassen mRNA-Impfstoffe, sagt der Immunologe. „Diese RNA-Moleküle sind sehr instabil und werden sehr rasch wieder abgebaut, deswegen sind Langzeitfolgen eher sehr unwahrscheinlich“, so Ellmeier gegenüber science.ORF.at.

Unmittelbar: Impfreaktion ist gutes Zeichen

Eine körperliche Reaktion unmittelbar nach der Injektion, eine sogenannte Impfreaktion, sei dagegen erwartbar und vollkommen normal. „Eine Rötung, Schwellung oder Schmerzhaftigkeit bei der Einstichstelle oder auch systemische Impfreaktionen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder leichtes Fieber sind ein gutes Zeichen, weil es zeigt, dass unser Immunsystem auf die Impfung reagiert“, so der Immunologe weiter.

Solche Impfreaktionen beobachte man bei zahlreichen Impfstoffen, nicht nur bei den neuen Covid-Impfungen, sagt Ellmeier. Um Nebenwirkungen handle es sich dabei nicht. Zu denen können die allergischen Schocks gezählt werden, die drei Geimpfte in Großbritannien und den USA nach der Injektion hatten. Bei zwei davon war eine Allergie gegen konservierende Impfbestandteile bereits davor bekannt.

Verwechslungsgefahr: Spät oder selten?

Oft würden sehr seltene Nebenwirkungen mit Spätfolgen verwechselt, so Ellmeier. Diese sehr seltenen Nebenwirkungen würden oft erst Monate oder Jahre nach der Zulassung eines Impfstoffes bemerkt. Erst wenn Hunderttausende oder Millionen von Menschen geimpft sind, lasse sich ein möglicher Zusammenhang zwischen diesen Symptomen und einer Impfung feststellen, so Ellmeier. „Das heißt, es dauert nur länger, bis man solche sehr seltenen Nebenwirkungen entdeckt, weil viel mehr Leute geimpft werden müssen, aber die Nebenwirkung tritt dann innerhalb von Stunden, Tagen oder Wochen auf“, sagt Ellmeier.

Eine Impfung, bei der es Hinweise auf solche seltenen Nebenwirkungen gibt, ist die Schweinegrippe-Impfung. Eines von 18.400 Kindern erkrankte in Folge an Narkolepsie, eine Störung der Schlaf-Wach-Regulation. Ein anderes Beispiel wäre die Polio-Schluckimpfung, die die Kinderlähmung aus Ländern wie Österreich verbannt hat. Nach der Impfung erkranken zwei bis drei von einer Million Kindern an Polio. Bei den bereits zugelassenen Covid-Impfstoffen wurde noch nichts Derartiges festgestellt.

Langfristig: Nutzen-Risiko-Analyse entscheidend

Nebenwirkungen gehörten zur Medikamenten- und Impfstoffentwicklung dazu, betont Ellmeier. Der Zulassung neuer Wirkstoffe gehe immer eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Analyse voraus. Und die Beobachtung von Impfreaktionen und Nebenwirkungen ende auch nicht mit der Zulassung. „Symptome, die nach einer Impfung bei sehr wenigen Menschen auftreten oder auch Einzelfälle werden dokumentiert“, so Ellmeier. Man müsse aber festhalten, dass ein Zusammenhang mit der Impfung nicht immer gegeben sei. Auch wenn es zeitliche Nähe zwischen Impfung und Symptomen gebe, müsse kein kausaler Zusammenhang vorhanden sein.

Im Fall von Covid spreche die Risiko-Nutzen-Analyse für die Impfung, so Ellmeier. In Österreich ist seit Beginn der Pandemie einer von 57 nachweislich Infizierten verstorben – exklusive Dunkelziffer Erkrankter. Und abgesehen von sehr seltenen allergischen Schocks konnten nach mehr als 28 Millionen Impfgaben noch keine sehr seltenen Nebenwirkungen dokumentiert werden.