Hauskatze mit Vogel im Maul
Karl Allen Lugmayer – Adobe Stock
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Ökologie

Fake News für den Vogelschutz

Wie lässt sich verhindern, dass Katzen und Frettchen seltene Vogelarten fressen? Eine ungewöhnliche – und offenbar wirksame – Gegenmaßnahme haben jetzt neuseeländische Biologen ausprobiert: die Verwirrungstaktik mit Hilfe von Duftstoffen.

Beim Googeln mit dem Stichwort „Desinformation“ erhält man dieser Tage Treffer, die mit Verschwörungstheorien, allenfalls noch mit politischem Hickhack zu tun haben. Eine Ausnahme ist in diesem Zusammenhang eine jüngst in „Science Advances“ erschienene Studie. Darin berichten Forscher um den Ökologen Grant Norbury von den guten Seiten der Desinformation, genauer: von Abwehrstrategien gegenüber Raubtieren, die für bedrohte Vögel eine Gefahr darstellen.

Lockstoffe von Hühnern

Norbury plädiert dafür, Raubtiere wie Katzen, Frettchen und Igel schonend aus dem Spiel zu nehmen. Um die Machbarkeit dieses Ansatzes unter Beweis zu stellen, präparierten die neuseeländischen Biologen Nistplätze dreier Watvögel mit Duftstoffen, die sie zuvor von toten Hühnern und Wachteln gewonnen hatten – und lockten damit Raubtiere an, noch bevor die Watvögel überhaupt in dieser Region anzutreffen waren (siehe Video).

Die Lockstoffe verfehlten ihre Wirkung nicht, wie Norbury in seiner Studie schreibt. Zunächst streunten die Raubtiere bei den Nistplätzen herum und suchten nach Beute, 12 bis 18 Tage lang – bis sie in Ermangelung einer solchen das Interesse verloren. Womit der Plan aufging: Die Raubtiere hatten gelernt, dass der Duft der Beute und die Verfügbarkeit der Beute nichts miteinander zu tun haben. Das stimmt natürlich nicht wirklich, in diesem Fall hatten die gezielt gestreute Desinformation jedenfalls ihr Gutes.

70 Prozent mehr Bruterfolg

Als die Wattvögel drei Monate später tatsächlich ins Land zogen, waren die Räuber immer noch ziemlich desinteressiert, in Zahlen: 90 bis 95 Prozent unter Normalniveau. Entsprechend erhöht war wiederum der Bruterfolg der Vögel, 70 Prozent betrug der Gewinn im Vergleich zu „normalen“, also unbehandelten Nistplätzen.

Innerhalb von 25 Jahren könnte man die Vogelpopulation so mehr als verdoppeln, rechnet der Ökologe in seiner Studie vor. Quer durch die Verwandtschaft der getäuschten Raubtiere betrachtet: Anfällig für gefakte Botschaften sind unter den Säugetieren alle möglichen Arten, der Mensch ist da offenbar keine Ausnahme.