Zwei Blitze erhellen den Nachthimmel
APA/dpa/Marcel Kusch
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Meteorologie

Wetterwarnungen verhindern Todesfälle

Während die Zahl wetterbedingter Naturkatastrophen seit 1970 deutlich gestiegen ist, ist die Zahl der Todesopfer zurückgegangen. Das liegt unter anderem an verbesserten Frühwarnungen. Die Warnungen der europäischen Plattform MeteoAlarm erreichen hunderte Millionen Nutzerinnen und Nutzer.

„Gewitter mit Sturmböen sind zu erwarten. Achtung an exponierten Stellen, wie auf Bergen und freien Flächen sowie im Wald“, lautet die heutige Wetterwarnung für Osttirol auf der Webseite von MeteoAlarm. Auf der Seite laufen behördliche Unwetterwarnungen aus 37 Ländern zusammen, erklärt Rainer Kaltenberger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.

Ein einheitliches, europäisches System schaffen

Ziel hinter MeteoAlarm war es, ein übersichtliches und leicht verständliches System von Symbolen und farbkodierten Landkarten zu etablieren, das Wetterwarnungen aus ganz Europa zeigt. Die unterschiedlichen Warnungen der vielen verschiedenen Wetterdienste wurden inhaltlich harmonisiert, erzählt der Meteorologe, der die Plattform koordiniert. „Das heißt, eine rote Warnung hier in Österreich tritt ähnlich häufig auf wie beispielsweise, wenn Sie nach Kroatien in den Urlaub fahren und dort eine Warnung erhalten.“

Dutzende nationale Warnsysteme zu harmonisieren und sich technisch und inhaltlich auf einen gemeinsamen, europäischen Standard zu einigen, sei die größte Herausforderung gewesen, berichtet Rainer Kaltenberger. In den frühen 2000er Jahren initiiert, gilt MeteoAlarm heute als Vorzeigeprojekt. Gemeinsam mit der UNO und der Weltbank arbeitet die ZAMG an ähnlichen, regionalen Unwetterwarnsystemen für Südamerika und Südostasien. „Vor kurzem haben wir ein derartiges Warnsystem in Myanmar implementiert und trotz Pandemie und politischen Unruhen konnten wir das erfolgreich abschließen.“

Auswirkungsorientiert und direkt aufs Smartphone

Derzeit gibt es bei MeteoAlarm zwölf Warnparameter, von Windwarnungen bis hin zu Hochwasser- oder Waldbrandgefahr. Damit diese Warnungen auch bei der betroffenen Bevölkerung ankommen, werden sie großen globalen Konzernen wie Google oder Apple zur Verfügung gestellt, die sie in ihre Produkte einbinden, z.B. in Wetter-Apps.

Mehrere hundert Millionen Menschen können so erreicht werden, sagt Rainer Kaltenberger. Zudem wird bei den Warnungen auf mögliche Unwetterfolgen hingewiesen. „Anstatt dass man alleinig vor der Gefahr von 90 km/h-Windspitzen warnt, werden regional die unterschiedlichen Auswirkungen der Windspitzen und konkrete Handlungsempfehlungen beschrieben, beispielsweise den Aufenthalt in Wäldern zu meiden oder auch im Straßenverkehr das Tempo zu reduzieren.“

“Eine stille wissenschaftliche Revolution"

Wettermodelle seien heute viel präziser als noch in den 1980er Jahren, sagt der Meteorologe. Damals konnte man das Wetter durchschnittlich nur zwei bis drei Tage verlässlich vorhersagen. Heute seien es im Schnitt sechs bis sieben Tage. “Das ist eine stille wissenschaftliche Revolution“, sagt Rainer Kaltenberger. Zu verdanken sei diese dem 1975 gegründeten Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF), dessen Modell sehr gute Prognosen liefere.

Während man Hitzewellen bis zu einer Woche vorher gut vorhersagen könnte, sei die Prognose von Gewittern weiter herausfordernd, berichtet Kaltenberger. Das Potenzial für Schwergewitter zeige sich zwar bereits einige Tage im Voraus, wo genau sich Gewitterwolken bilden, wisse man jedoch erst kurzfristig. „Wenn man jetzt zum Beispiel ein Zeltfest bewarnen oder evakuieren muss, dann kann man das erst in kurzer Frist tun, das heißt wenige Stunden bis Minuten vorher.“