Mann schläft im Bett
Artem Peretiatko/adobe stock
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Virtuelles Schlaflabor

Besser schlafen mit Smartphone-App

Schlafstörungen sind für den Organismus extrem belastend. Um zu verhindern, dass sie chronisch werden, haben Forschende der Universität Salzburg eine Smartphone-App entwickelt: ein virtuelles Schlaflabor für Zuhause. Seit einigen Monaten ist die App im Einsatz – nun liegen die ersten Ergebnisse dazu vor.

Nur ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher gibt an, gut zu schlafen. Der Rest wünscht sich mehr bzw. erholsameren Schlaf. Zumindest ein Zehntel dürfte an chronischen Insomnien, also Einschlaf- oder Durchschlafstörungen leiden. Um zu verhindern, dass Schlafstörungen chronisch werden, sollten sich Betroffene möglichst Unterstützung suchen. Apps, wie das virtuelle Schlaflabor „Nukkuaa“, die an der Universität Salzburg entwickelt wurde, können hier ein niederschwelliges Angebot darstellen.

Besserer Schlaf nach sechs Wochen

Wer das virtuelle Schlaflabor zuhause einrichten möchte, braucht auf dem Smartphone die App „Nukkuaa“ und den passenden Brustgurt mit Sensor, der die Herzfrequenz während des Schlafs misst. So wird die Qualität des Schlafs erfasst, über die App erhält man ein entsprechendes Schlafcoaching. Rund 50 App-Nutzerinnen und -Nutzer wurden über einen Zeitraum von sechs Wochen vom Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Universität Salzburg wissenschaftlich begleitet.

Dabei habe man die Versuchspersonen, zusätzlich zu ihrem Schlaftagebuch in der App, zu Veränderungen bei den klinische Symptomen der Schlafstörungen befragt, zur Lebenszufriedenheit oder zu Symptomen wie Angst und Depression, sagt Manuel Schabus, Leiter des Labors für Schlaf- und Bewusstseinsforschung an der Uni Salzburg und Entwickler der App. „Laut eigenen Angaben schlafen die Versuchspersonen nach sechs Wochen länger und regelmäßiger“, sagt Schabus. Auch das psychische Befinden habe sich verbessert. Die Probandinnen und Probanden zeigten weniger Niedergeschlagenheit und weniger Angstsymptomatiken. „Also Symptome, die wir gar nicht direkt behandelt haben“, so Schabus weiter.

Länger und ungestörter schlafen

Auch bei der Lebenszufriedenheit gebe es Verbesserungen: Mit einem standardisierten Fragebogen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) befragt, gaben die Versuchspersonen an, nach sechs Wochen ruhiger, ausgeschlafener und psychisch stabiler als vor der Therapie mit der Schlafapp gewesen zu sein. Zusätzlich habe man die physiologischen Daten der App ausgewertet, sagt Schabus. Wachsein, Einschlafen, Leichtschlaf, Tiefschlaf und REM- oder Traumschlaf – das sind die fünf Stadien, die „Nukkuaa“ über die Herzfrequenz erfasst und anhand derer sie die Qualität des Schlafs analysiert.

„Da sehen wir, dass die Einschlaflatenz zurückgeht, also wie lange die Versuchspersonen brauchen, um einzuschlafen“, so der Psychologe. Die Aufwachhäufigkeit in der Nacht nehme ebenfalls ab. Dieses ungestörtere Schlafen erlebten die Menschen dann beim Aufwachen als erholsameren Schlaf, sagt Schabus. Das Schlaftagebuch der App zeige das ebenfalls: Die empfundene Schlafqualität nahm laut Angaben der Versuchspersonen zu.

Die nächste Studie zur Schlaf-App „Nukkuaa“ findet ab Jänner an der Universität Salzburg statt. Interessierte können sich per Email unter schlaflabor.studie@plus.ac.at melden.

Nächste Studie ab Jänner

Ab Jänner soll eine weitere zweimonatige Studie zur App an der Uni Salzburg stattfinden. Gesucht werden Menschen über 18 Jahre, die an Einschlaf- und Durchschlafstörungen leiden. „Die Probandinnen und Probanden können die App sechs Wochen lang kostenlos verwenden und wir versuchen, mit der regelmäßigen Auseinandersetzung mit dem eigenen Schlafverhalten und Entspannungsübungen innerhalb von zwei Monaten zu gutem Schlaf zu finden“, sagt Schabus.

Um teilnehmen zu können, brauche man ein Smartphone. Drei kurze Besuche im Labor für Schlaf- und Bewusstseinsforschung der Uni Salzburg sind vorgesehen, Geschlafen wird im eigenen Bett, mit Brustgurt, um möglichst lebensnahe Daten zu bekommen.